Malta: Nach Mord an Journalistin „Demokratie verteidigen“
von Gudrun Sailer
Daphne Caruana Galizia war am Dienstag in ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Sie hatte mit ihren langjährigen Recherchen zu Geldwäsche und Steuerhinterziehung auf Malta internationale Bekanntheit erlangt und an der Aufarbeitung der sogenannten „Panama Papers“ mitgewirkt. Malta gilt als Paradies für Steuerverstecke und Geldwäscher - und zieht dadurch auch das organisierte Verbrechen an. Einen derart brutalen Mord mit Mafiamethode hatte der tief katholische kleine Inselstaat im Süden Europas noch nie gesehen.
„Als Volk von Malta sind wir entschlossen, nicht bloß das gute Zusammenleben zwischen uns weiterhin zu fördern, sondern auch die festen Prinzipien der Demokratie“, sagte uns der maltesische Erzbischof. Er hatte das Attentat auf die 53-jährige Journalistin scharf verurteilt und gleichzeitig vor Vergeltungsaktionen gewarnt. „Das ist jetzt der Moment der nationalen Einheit“, erklärte uns Scicluna, „denn eine Attacke auf die Freiheit betrifft alle. Wir müssen jetzt vereint sein, wir müssen die Freiheit verteidigen und auch das wertvollste Geschenk, das Leben.“
Der Erzbischof, der auch lange Jahre im Vatikan gearbeitet hat, sprach von einem sehr heiklen Moment im Land. „Wir dürfen nicht die Hoffnung verlieren, aber uns auch nicht einschüchtern lassen von jemandem, der alle zum Schweigen bringen will, damit die Logik der Gewalt nicht siegt. Das werden wir nicht zulassen.“
Gerade Journalisten, fuhr Scicluna fort, müssten auf Malta weiterhin die Wahrheit verteidigen. „Tun sie es nicht, dann lassen wir diejenigen siegen, die den Mund eines Opfers schließen wollen, indem sie es umbringen. Es wäre der Sieg der Arroganz, der Präpotenz über das bescheidene, aber wesentliche Wirken der Journalisten, die ganz vorne stehen bei der Suche nach der Wahrheit.“
Daphne Caruana Galizia hatte für ihre journalistische Arbeit seit längerem Morddrohungen erhalten. Ihr Kampf gegen Korruption überschneidet sich mit Aussagen der Päpste. Namentlich Franziskus habe Korruption im öffentlichen Wesen und der Finanzwelt mehrfach als besonders üblen Missstand attackiert, erinnerte Scicluna. Dieses klare Nein zur Korruption „geht uns alle an. Wir alle müssen jene verteidigen, die den Staat zur Verantwortung rufen.“
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