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Vom Zusammenbruch bedroht: Das syrische Gesundheitssystem

Nach sechs Jahren Krieg in Syrien sind die Folgen nicht zuletzt für das Gesundheitssystem gravierend: Die Infrastruktur ist zerstört, und es fehlt an medizinischem Fachpersonal.

Von Sophia Höff - Vatikanstadt

„Ärzte ohne Grenzen“ hat zwei neue Berichte vorgelegt. Die erhobenen Daten zeigen die prekäre Situation, in der sich die Gemeinden im Osten des Gouvernements Daraa befinden.

Ein Chirurg berichtet aus einem Krankenhaus von „Ärzte ohne Grenzen“: „Wir sind täglich mit Problemen auf allen Ebenen konfrontiert. Um Zugang zu Behandlungen zu erhalten, müssen die Menschen lange Strecken zurücklegen, und für manche Familien sind die Transportkosten zu hoch, um dies möglich zu machen. Die funktionsfähigen Gesundheitseinrichtungen werden immer weniger, und die meisten Krankenhäuser sind schlecht ausgestattet. In einigen Fällen müssen die Patienten in zwei oder drei verschiedene Einrichtungen gehen, um eine angemessene Versorgung zu erhalten, manchmal müssen sie bis nach Damaskus fahren.“

„Auch weniger sichtbare Verletzungen“

Der Bericht verdeutlicht, dass fast die Hälfte der Bevölkerung von Ost Daraa vor der Gewalt geflohen ist. Bei fast der Hälfte der Familien, die in den letzten zwölf Monaten ein Familienmitglied verloren haben, war die Todesursache mit einem militärischen Vorfall verbunden.

„Der Krieg hatte tiefgreifende physische und psychische Auswirkungen auf die Bevölkerung“, sagt ein Apotheker von „Ärzte ohne Grenzen“, der in Südsyrien arbeitet. „Es gibt physische Verletzungen durch Luftangriffe, aber auch weniger sichtbare.“

Insbesondere Frauen und Kinder hätten Schwierigkeiten, Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erhalten, beispielsweise zu vorgeburtlicher Betreuung. Impfungen sind ebenfalls ein Problem: 60 Prozent der Kinder unter 5 Jahren verfügen über keinen ausreichenden Impfschutz, der sie gegen vermeidbare Krankheiten schützen würde.

„Eine ganze Generation wurde zerstört“

„Eine ganze Generation wurde zerstört“, sagt Dr. Ghassan Aziz vom „Ärzte ohne Grenzen“-Zentrum für die Förderung der Humanitären Medizin in Amman/Jordanien. „Wir haben mit Menschen gesprochen, deren Häuser in einigen Fällen mehr als einmal durch Luftangriffe beschädigt wurden und die unter prekären Bedingungen leben.“

Die Analyse von „Ärzte ohne Grenzen“ zeigt, dass die Hilfe für die syrische Bevölkerung und der Zugang humanitärer Organisationen nur unzureichend sind. Daher fordert „Ärzte ohne Grenzen“, die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung in Südsyrien deutlich zu verstärken. Es sei ein bedingungsloser und unabhängiger Zugang nötig.

„In anderen Teilen Syriens ist die Lage vielleicht noch schlimmer“

Die Ergebnisse sind Teil zweier großangelegter Gesundheitsstudien, die von „Ärzte ohne Grenzen“ im östlichen Teil des Bezirks Daraa, einem Gebiet mit etwa 200.000 Einwohnern, zwischen Juli 2016 und Mai 2017, durchgeführt wurden. Für jede der Studien wurden 4.000 Menschen zu ihren gesundheitlichen Bedürfnissen und ihren Lebensbedingungen befragt.

Auch wenn die Ergebnisse dieser beiden Berichte besorgniserregend sind, könnte der Gesundheitsbedarf in anderen Teilen Syriens noch größer sein, sorgt sich Dr. Aziz. „Leider konnten wir die Situation in anderen vom Konflikt betroffenen Gebieten nicht erreichen und bewerten.“

Der Bedarf an Hilfe ist für 13,1 Millionen Syrer unvermindert hoch. Im Jahr 2016 haben die Teams der Organisation in Einrichtungen, die von „Ärzte ohne Grenzen“ und mobilen Kliniken in ganz Syrien unterstützt oder verwaltet wurden, 372.000 Besuche ambulanter Patienten durchgeführt und 5.300 medizinische Versorgungskits verteilt.

(agi)

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26. Dezember 2017, 13:21