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Italien: Bischöfe mahnen vor der Wahl zu „Nüchternheit“

In drei Monaten wird in Italien gewählt, und viele in Europa befürchten, dass das Land nach relativ stabilen Jahren ins politische Chaos rutscht, in die Unregierbarkeit.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Umfragen deuten auf einen Schwenk von links nach rechts, also von der derzeitigen Regierung von Paolo Gentiloni hin zu einem rechten Parteienbündnis, zu dem auch die „Lega“ von Matteo Salvini gehört – eine Partei, die gerne mal populistisch und sogar fremdenfeindlich auftritt. Auch die Protestpartei „Fünf Sterne“ könnte auf ein starkes Ergebnis kommen; zum Regieren wird ihr aber aller Voraussicht nach der Partner fehlen. Europa jedenfalls macht sich Sorgen um eine seiner stärksten Volkswirtschaften.

Jetzt haben sich auch die Bischöfe zu Wort gemeldet; sie bringen im immer noch mehrheitlich katholischen Italien auch politisch einiges Gewicht auf die Waage. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, warnte am Montag bei der Eröffnung der Bischofs-Vollversammlung vor Fremdenfeindlichkeit und dem Verbreiten von Angst.

„Gegen die Kultur der Angst“

„Wir müssen einer Kultur der Angst entgegentreten, so sehr sie in einigen bestimmten Fällen auch verständlich zu sein scheint. Sie darf nie zu Fremdenfeindlichkeit werden oder an bestimmte Rasse-Konzepte erinnern, die wir für überwunden hielten. Durch sich-Verschließen bessert sich die Lage des Landes nicht! Zweifel oder Ängste zu haben, ist keine Sünde, wie der Papst gesagt hat; die Sünde besteht vielmehr darin, dass wir es zulassen, dass diese Ängste unsere Antworten bestimmen.“

Italienische Zeitungen, etwa die „Repubblica“, lesen diese Worte des Erzbischofs von Perugia als Warnung vor der „Lega“. Die einstmals auf Norditalien beschränkte Partei, ein früherer Juniorpartner des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, tritt jetzt in ganz Italien an und könnte zu einer der stärksten politischen Kräfte werden. Der rechte Kandidat für die Präsidentschaft der Region Lombardei, Attilio Fontana, hat vor kurzem von der „weißen Rasse“ gesprochen; danach sei er „in den Umfragen aufgestiegen“, sagte er jetzt einer Zeitung.

„Dieses Jahr erinnert uns besonders an eine dunkle Seite in der Geschichte unseres Landes“, fuhr Bassetti fort. „Ich meine die Rassengesetze von 1938. Bei dieser Gelegenheit hatte Pius XI. in einem allgemeinen Klima der Gleichgültigkeit den Mut zu sagen, dass Antisemitismus nicht zu rechtfertigen ist. Heute, in einem ganz anderen Kontext, können wir uns Worte von Papst Paul VI. zu eigen machen: Rassismus behindert den Aufbau einer gerechteren Welt, dagegen halten wir die universelle Nächstenliebe, die alle Mitglieder der Menschheitsfamilie umarmt. Im Namen Gottes und der Gerechtigkeit können auch wir uns heute voller Freude als Brüder und Schwestern einer einzigen Menschheitsfamilie anerkennen!“

„Erinnerung an Mussolinis Rassengesetze“

Auch wenn er es nicht expliziter ausgesprochen hat: Bassettis Hinweis auf Mussolinis Rassengesetze war auch eine Warnung vor einer Wiederkehr des Faschismus in anderem Gewand.

Generell warb der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz für eine Politik der Mäßigung: Es gehe um „Wiederaufbau“, um „Befriedung“, um „Nüchternheit“, um die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Förderung von Familien und mehr Chancen für die Jungen.

„An die moralische und demokratische Bedeutung der Wahlen zu erinnern bedeutet allerdings nicht, dass die Kirche Partei wäre oder zu einer bestimmten Gruppe halten würde. Uns geht es um das ganzheitliche Wachstum des Menschen und um den Dialog mit allen, um das Gemeinwohl für alle zu suchen… Nicht nur mit Worten, sondern mit Taten, für die Zukunft des Landes und seiner ganzen Bevölkerung, von Norden nach Süden.“

Italien: Verhüllte Mahnungen der Bischöfe vor den Wahlen

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23. Januar 2018, 10:27