Nigeria: Kardinal kritisiert Tatenlosigkeit der Regierung
Mario Galgano – Vatikanstadt
Boko Haram hat diese Woche wieder zugeschlagen. Diesmal war eine Moschee Ziel der unmenschlichen Attacke. Ein Selbstmordattentäter hat sich am Mittwoch beim Morgengebet in einer Moschee in Gamboru im Nordosten von Nigeria in die Luft gesprengt. Seit über acht Jahren kämpft die islamistische Sekte Boko Haram mit Gewalt für die Bildung eines „islamischen Gottesstaats“ im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Die Bilanz ist traurig: bereits mehr als 20.000 Menschen wurden in dem Konflikt bisher getötet und 2,6 Millionen befinden sich wegen der Gewalt auf der Flucht.
„Die Lage ist eine große Pein für uns alle. Als wir eine neue Regierung bekamen, hatten wir immerhin ein wenig Hoffnung. Wir dachten, dass neue Leute, neue Politiker auch Verbesserungen bringen würden. Aber leider war dies nicht der Fall“, so die traurige Bilanz von Kardinal Onaiyekan gegenüber Vatican News.
Muhammadu Buhari wurde vor zwei Jahren zum Präsidenten des Landes gewählt. Er war zuvor Oppositionsführer und ist auch ein ehemaliger General der nigerianischen Streitkräfte. Viel habe er nicht bewirken können, resümiert der afrikanische Kardinal. Die Gewalt in seinem Heimatland nimmt zu. Im Süden Nigerias sind jüngst mindestens 16 Christen nach dem Besuch einer Messe ermordet worden.
„Es herrscht überall im Land das Gefühl von Unsicherheit. Wir haben bewaffnete Hirten, die umherlungern und Menschen willkürlich töten. Sie zerstören die Feldern von Bauern. Die Regierung schaut hier tatenlos zu“, kritisiert der Kardinal.
Entführungen, Korruption und Terrorismus: Das sei nur die Spitze des Eisbergs, so der Kardinal. Das Land brauche neue positive Impulse. Deshalb sei es wichtig, dass sich die internationale Staatengemeinschaft für Nigeria interessiere und nicht wegschaue.
Mit Blick auf die Ursachen der Gewalt, so die Mahnung der Bischöfe, aber auch von Experten, dürfe man die ethnisch-sozialen Spannungen nicht mit religiösen verwechseln. Auch solle man nicht vergessen, dass religiöse Führer des gemäßigten Islam sich immer wieder gegen den wachsenden islamistischen Terror im Norden ausgesprochen hätten.
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