Italien: Kirche warnt vor Rassismus-Slogans im Wahlkampf
Mario Galgano und Antonella Palermo – Vatikanstadt
In der Stadt Macerata wohnen rund 40.000 Menschen und wie in den meisten italienischen Städten auch etliche Flüchtlinge und Ausländer. Vergangene Woche wurde dort eine junge Römerin tot aufgefunden, die aus einer Einrichtung für Suchtkranke geflohen war, wo sie sich ursprünglich von ihrer Drogenabhängigkeit befreien wollte. Ihr Drogendealer, ein junger Nigerianer, der sich illegal in Italien aufhielt, wurde verhaftet. Er steht im Verdacht, die junge Frau getötet zu haben.
Es fanden daraufhin etliche Protestveranstaltungen von rechtsradikalen Parteien statt, die gegen die Einwanderung von Afrikaner protestierten. Ausgehend von diesem Vorfall handelte am Wochenende ein junger Italiener, der im Stadtzentrum Maceratas auf sechs Afrikaner schoss.
Das Ganze wird nun von italienischen Parteien für politische Zwecke benutzt, da am 4. März Wahlen stattfinden. Silvio Berlusconi etwa bezeichnete die Aufnahme von Ausländern als „Sozial-Bombe“. Es sei falsch, die Aufnahme von Ausländer für den Wahlkampf zu missbrauchen, sagt im Gespräch mit Vatican News der für die Bischofskonferenz zuständige Bischof für die Migrantenseelsorge, Gian Carlo Perego, Bischof von Ferrara.
„Es sind schlimme Vorfälle geschehen, die aber der Verantwortung auf allen Ebenen bedürfen. Wer die Einwanderung von Ausländern als ,Sozial-Bombe´ bezeichnet, erweist daher keinen guten Dienst an die Gesellschaft, weil er nur Ängste schürt“, kommentiert Bischof Perego. Es sei wichtig, dass die Politik und die Gesellschaft im Allgemeinen sich voll und ganz auf die Integration von Ausländern konzentriere, fügt der Bischof an. Auch Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni warnte davor, die Attacke von Macerata zu Wahlkampfzwecken zu instrumentalisieren.
„Es ist auch falsch, Begriffe wie ,illegale Einwanderer´ oder ,Zurückweisungen´ bei solchen Vorfällen unüberlegt in den Mund zu nehmen. Es ist die Zeit gekommen, dass wir uns auch um die soziale Sicherheit kümmern. Deshalb sind wir alle aufgerufen, auf die betroffenen Menschen zu hören“, fügt Bischof Perego an. Er sprach sich für eine Migrationspolitik aus, die von der Aufnahme und Eingliederung der Ausländer ausgehe. Das bedeute, Verantwortung tragen und zwar sowohl von Seiten der Aufnehmenden als auch von jenen, die aufgenommen werden. Eine wichtige Arbeit soll deshalb an den Schulen beginnen, in der die Kultur der Begegnung gefördert werden soll.
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