Bischof in Arabien: „Niemand kann im Jemen einen Krieg gewinnen“
Stefan von Kempis und Gudrun Sailer – Vatikanstadt
In Hinders Zuständigkeit fällt unter anderem der Jemen, der seit Jahren von blutigen Kriegen und einer dramatischen Hungerkrise erschüttert ist. Zum einen terrorisieren Dschihadistenmilizen die Bevölkerung, zum anderen üben revoltierende Angehörige der Huthi-Volksgruppe Gewalt aus. Bischof Hinder hat seinen Amtssitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er sagte im Gespräch mit uns, es sei äußerst schwierig, verlässliche Informationen über die verworrene Lage im Jemen zu bekommen, der schon vor Beginn des Krieges das ärmste und rückständigste Land der Arabischen Halbinsel war.
„Hinzu kommt, dass der Konflikt in Jemen ohnehin sehr komplex ist. Es sind interne Allianzen da, die sich ändern können, zwischen den Landesteilen oder Stämmen oder Interessensgruppen. Jetzt ist der Konflikt aufgeheizt durch die Intervention von außen, die Allianz unter der Führung von Saudi-Arabien, dann mischt sich Iran mit hinein. So weiß eigentlich niemand recht, worauf das hinausläuft. Ich vermute, wenn das so weitergeht, dass es längerfristig zu einer Aufteilung des Landes kommt.“
Eine starke Einheit sei das Land ohnehin nie gewesen, sagt der Bischof. Der Süden des Jemen war eine Zeitlang eine sozialistische Volksdemokratie, vernachlässigt und mit Misstrauen gegenüber der Zentralregierung in Sanaa, „die äußerst schwach ist und ihr Geschäft nie gemacht hat wie sie es hätte machen sollen“, wie Hinder anmerkt. Die Huthis haben im Moment „einen respektablen Teil des Landes unter ihrer Kontrolle“ und sind somit sowohl die Feinde des mächtigen Nachbarn Saudi-Arabien als auch der Regierung. „Ich hoffe nur, dass man nicht weiterhin auf dem Rücken der Zivilbevölkerung Schlachten schlägt, die nur der Bevölkerung schaden, aber letztlich niemandem nützen. Denn das kann ich, ohne großer Prophet zu sein, sagen: dass niemand einen Krieg im Jemen gewinnen kann gegen das Volk. Das wird nicht gelingen.“
Katholiken gibt es im Jemen kaum. Das verheerende Attentat auf die Mutter Teresa-Schwestern in Aden liegt nun genau zwei Jahre zurück; vier Ordensfrauen und 12 ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden damals von Fundamentalisten ermordet, ein Priester entführt und erst nach über einjähriger Gefangenschaft befreit.
„Die Präsenz der Kirche beschränkt sich im Moment auf die physische Existenz einiger Christen im Land, die ihren Glauben nur sehr begrenzt ausüben können, nicht sehr sichtbar“, sagt Bischof Hinder. Die Mutter Teresa-Schwestern sind trotz des Attentats im Jemen geblieben und versorgen in Sanaa und Hodeida je rund 100 Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen. „Die Ordensfrauen haben bis jetzt keine Schwierigkeiten gehabt, aber es besteht natürlich weiterhin generell ein Risiko im ganzen Land. Wir haben auch mit dem Papst darüber gesprochen, und ich kann nur meine Bewunderung darüber zum Ausdruck bringen. Das ist eines der noch ganz wenigen sichtbaren Zeugnisse christlicher Präsenz, auch der wesentlichen Botschaft, Frieden und Gewaltlosigkeit, Liebe, auch für jene, die gegen uns sein können; es ist ein Licht in einer Welt, wo es tatsächlich sehr dunkel geworden ist.“
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