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Stabwechsel in der COMECE. Im Vordergrund Erzbischof Jean-Claude Hollerich, im Hintergrund Kardinal Reinhard Marx Stabwechsel in der COMECE. Im Vordergrund Erzbischof Jean-Claude Hollerich, im Hintergrund Kardinal Reinhard Marx 

Neuer COMECE-Präsident: „Wer hier wohnt, gehört zu diesem Europa“

Der Dialog europäischer Bischöfe mit den Institutionen der EU muss ein Dialog zum Wohl aller Menschen sein, die in Europa leben. Das sagt Erzbischof Jean-Claude Hollerich, der frisch gewählte Präsident der COMECE, im Gespräch mit Vatican News.

Gudrun Sailer und Mario Galgano – Vatikanstadt

 

In der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) sind Bischöfe der 28 EU-Mitgliedsländer vertreten. Wie man die auch unter ihnen auftretenden Spannungen und Meinungsverschiedenheiten so managt, dass etwas Fruchtbares daraus wird, erklärt der Luxemburger Jesuit Hollerich so:

Hollerich: „Da heißt es gut zuhören, keinen vorverurteilen und aus diesem Dialog zu einer gemeinsamen Position kommen, für die Menschen in Europa. Ich vermeide hier das Wort Europäer, weil das soll für alle Menschen in Europa sein: Jeder, der hier wohnt und arbeitet, gehört zu diesem Europa. Dann gilt es den Dialog mit den europäischen Institutionen zu führen, das ist ja unsere Mission der COMECE, und dieser Dialog muss dem Wohl der Menschen dienen, die in Europa leben. Und ich glaube, dass dieser Dialog, der ja auch von der EU vorgesehen ist, in Europa sehr wichtig ist, denn Bischöfe brauchen nicht gewählt zu werden: Bischöfe können aussprechen, was sie hören. Ich hoffe, dass alle Bischöfe in Verbindung sind mit Armen und Reichen, mit verschiedenen Leuten, wo man verschiedene Meinungen hört, und wo man auch die Positionen von den Leuten vertreten kann, die sonst kein Gehör finden.“

Vatican News: In verschiedenen europäischen Ländern bekamen europakritische Parteien in letzter Zeit viele Wählerstimmen. Wie ordnen Sie diese Entwicklung ein?

Hollerich: „Man muss sagen, dass eine schlechte Union viel besser ist als keine Union. Die populistischen Parteien versprechen ein besseres Leben ohne EU. Ich glaube, das ist einfach unrealistisch. Besonders die kleineren Länder wären die Verlieren. Aber die großen wären dann keine großen Länder mehr außerhalb der EU. Werte wie Solidarität sind eben für uns Katholiken wichtig. Ich bin pro-europäisch, ich bin pro EU, das kann ich als Luxemburger gar nicht anders sein, und ich glaube die Wahl von populistischen Parteien braucht eine wirkliche Analyse, um zu zeigen, was dieses Wahlverhalten beeinflusst; da ist sicher die Migration ein Teil davon, da sind aber auch noch andere Probleme.“

 

Hier zum Hören:

Vatican News: Welche, aus Ihrer Sicht?

Hollerich: „Viele Jugendliche oder junge Erwachsene haben eine Angst vor der Zukunft – wie viele Jugendliche in Europa sind arbeitslos! Dann sehen wir eine Art Landflucht in Gegenden, die aussterben, wo dann eine pessimistische Grundstimmung vorherrscht, die sich auf die EU überträgt. Es gilt, den Leuten wieder Hoffnung zu machen. Dazu kommt, dass wir in Europa mit einer zunehmenden Entchristlichung eine Krise haben über den Sinn des eigenen Lebens. Wir sollten die Leute überzeugen können, dass ihr Leben durchaus Sinn hat und dass sie ihr Leben sinnvoll gestalten können. Dass dieses sinnvoll gestalten auch zu tun hat mit dem Einsatz für jene, denen es nicht so gut geht. Das sind Botschaften, die wir nicht nur den Katholiken in Europa, sondern allen, die in Europa wohnen, leben und arbeiten, weitergeben müssen. Und das müssen wir auch zusammen mit den anderen christlichen Kirchen tun.“

Vatican News: Mit Franziskus haben wir seit fünf Jahren einen Papst, der nicht aus Europa stammt. Wie kann er der EU einen positiven Impuls geben?

Hollerich: „Ich bin ja Jesuit und als solcher dem Papst verbunden – nicht nur diesem, der ebenfalls Jesuit ist, sondern jedem Papst. Franziskus hat ein paar ganz wichtige Reden zu Europa gehalten. Ich glaube, wir in Europa in der Kirche, wir brauchten auch einen Papst von außen, der uns anders sieht, der nicht in dem Saft schmort, in dem wir schmoren, der uns Perspektiven öffnen kann. Der Papst hat eine Botschaft für Europa, die wir aufgreifen müssen. Mit diesem Präsidium der COMECE werden Sie nie Töne haben, die der Linie des Papstes entgegentreten.“

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09. März 2018, 15:06