„Menschen in Damaskus sind traumatisiert“
Während Streitkräfte des Assad-Regimes Ost-Ghuta bombardieren, beschießen die dort belagerten Rebellengruppen das Zentrum von Damaskus mit Mörsergranaten. „Alle sind traumatisiert“, so Sammour, der selbst aus Aleppo stammt. Vor allem Zivilisten auf beiden Seiten zahlten den Preis für die Kriegshandlungen.
Der Jesuit war zuletzt in der vergangenen Woche in der Stadt Damaskus. Der „Jesuit Refugee Service“ betreibt dort in Jarmana, Dwel'a und dem Altstadtviertel Bab Touma mehrere Bildungszentren für Kinder sowie Einrichtungen zur psychosozialen Betreuung der Bevölkerung und medizinischen Hilfe für chronisch Kranke wie Diabetespatienten. Weil diese mehrheitlich von Christen bewohnten Gebiete besonders nah an Ost-Ghuta liegen, sind sie seit Wochen stark von Granatenbeschuss betroffen. „Kinder und Frauen sind gestorben, es viele Verletzte“, berichtet Sammour. Nach Ost-Ghuta konnte der JRS-Direktor wegen der Kampfhandlungen nicht gelangen. „Aber wir konnten die Flugzeuge, die Bombardierungen hören.“
In Damaskus herrsche große Hoffnungslosigkeit unter den Menschen und Unsicherheit. Auch der JRS habe den Betrieb seiner Zentren in den vergangenen Wochen immer wieder vorübergehend einstellen müssen. Niemand wisse, wann wieder Bomben fallen. „Man kann an einem Tag den Eindruck haben, es ist alles in Ordnung - und fünf Minuten später explodiert in der Nähe eine Mörsergranate“, so der Jesuit.
Gerade aus Sicht vieler junger Menschen sei Syrien zu einem Land ohne Zukunft geworden. „Das gesamte soziale Gefüge in Syrien ist völlig zerstört“, sagte Sammour. Hinzu kommt die quälende Unsicherheit nach sieben Jahren Krieg und die immer neuen Entwicklungen des Konflikts. Noch vor wenigen Monaten etwa habe in Damaskus niemand gedacht, dass es im Zentrum der Hauptstadt noch einmal Beschuss geben könne, so der Ordensmann. Nun sei das Leben der Menschen vom Krieg betroffen wie nie zuvor.
Diese Unsicherheit werde auch nach Ende der Kampfhandlungen in und um Damaskus nicht verschwinden, ist Sammour überzeugt. Verheerend sei, dass nun auch unter jenen Syrern, die überhaupt die Möglichkeit haben zu emigrieren und bisher trotz des Krieges in Damaskus ausgeharrt haben, viele das Land verlassen wollen. „Sie sind einfach völlig verzweifelt.“ Die Menschen in Syrien bräuchten „Signale für die Zukunft“, wie sie der JRS durch seine Hilfseinrichtungen zu geben versuche. „Als Kirche müssen wir ein Botschafter der Hoffnung sein.“
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