Beten und arbeiten auf dem Aventin

125-Jahr-Feier bei den Benediktinern – nur?! Bei einer Ordensgemeinschaft, die seit eineinhalb Jahrtausenden besteht? Doch gefeiert wurde hier in Rom nicht die Gründung des Ordens, sondern die des Klosters Sant’Anselmo, auf einem der sieben Hügel der Stadt, dem Aventin. Hier steht seit 125 Jahren ein Kloster, eine Schule, eine Universität – das Zentrum der Benediktiner.

Nadine Vogelsberg - Vatikanstadt

Wenn Touristen auf den Aventin kommen, dann gern, um einen Blick durch das berühmte Schlüsselloch bei den Maltesern zu werfen, durch das man die Kuppel des Petersdoms sieht. Das nebenan liegende Kloster Sant’Anselmo wird auch einmal übersehen. Dabei leben hinter diesen Mauern 90 Benediktiner-Mönche aus 28 Ländern. Sie haben dieser Tage Grund zum Feiern, wie Prälat Mauritius Wilder erzählt: „Vor 125 Jahren ist hier in Rom das Zentrum der Benediktiner entstanden. Papst Leo XIII. hat die Idee gehabt, hier auf dem Aventin ein Kloster zu errichten, das gleichzeitig eine Schule und eine Universität ist.“

Ein sehr besonderer Ort für ein Kloster und eine Lehranstalt, die die Benediktiner sehr zu schätzen wissen. „Wir sind mitten in Rom und trotzdem ist es hier auf dem Aventin etwas ruhiger und beschaulicher, wirklich gut für uns Mönche. Gleichzeitig ist diese Internationalität einfach inspirierend.“

Und so können sich heute Studenten und Studentinnen aus aller Welt auf dem Aventin mit Liturgie auseinandersetzen. Eine wahrhaft internationale Gemeinschaft! Einer dieser Studenten ist Kaplan Johannes Funk aus dem Bistum Limburg. Der 26-Jährige studiert bereits im zweiten Jahr in Sant’Anselmo. „Die Vorlesungen sind natürlich auf Italienisch, aber gerade die Seminare – und die Pausen natürlich auch – sind oft eine Möglichkeit, wo man sich austauschen kann, über die verschiedenen Visionen, die verschiedenen Hintergründe, die einer mitbringt. Und das ist schon eine große Bereicherung.“

 

Haussprache Italienisch, Gebetssprache Latein

 

Die Haussprache ist somit Italienisch, gebetet wird dagegen auf Latein, erklärt Prälat Mauritius Wilder: „Wir beten auf Latein, weil das ja auch die Sprache ist, in der der Heilige Benedikt gebetet hat; und man könnte auch sagen weil das die Sprache ist, die wir alle am schlechtesten können, weil wir aus so verschiedenen Ländern kommen.“

Die vielen Kulturen, die in Sant’Anselmo zusammenkommen, prägen den Alltag. Bewusst bietet die Gemeinschaft immer wieder die Möglichkeit, die eigene Kultur mit den anderen Mitgliedern zu teilen. Prälat Mauritius erklärt, wie das abläuft: „Zum Beispiel haben wir einmal im Monat eine Messe in einer anderen Sprache. Und dann hört man die liturgischen Texte, die Texte der Messe, die einem ja so vertraut sind, auf einmal in einer unbekannten Sprache. Auch die Art und Weise, wie die Menschen in den anderen Kulturen beten, ist ja ein bisschen anders. Anschließend, nach der Messe, haben wir immer ein Abendessen in genau der Art, wie wir die Messe gefeiert haben. Und diese Kombination, zu spüren, dass der christliche Glaube seinen Weg findet in jeder Kultur – das ist höchst inspirierend.“

Prälat Mauritius zufolge lebt zwar jede Kultur den christlichen Glauben ein wenig anders aus, aber doch betont er, dass es in der Spiritualität immer wieder Gemeinsamkeiten gebe. Hier nämlich seien sie Hörende, wollten darauf achten, was Gott ihnen zu sagen habe und auf diesem Weg bleiben, erklärt der Prälat.

 

In der Spiritualität gibt es Gemeinsamkeiten für alle: Alle sind Hörende

 

 

Auch die Studenten wie Kaplan Johannes Funk wissen diese Diversität zu schätzen: „Der Kontakt, die Begegnung mit so vielen Menschen aus der ganzen Welt ist eine große Bereicherung. Und hier in Sant’Anselmo ist es sicher einzigartig, dass es so einen Ort gibt, wo man sich mit einem einzelnen Thema wie der Liturgie so ausführlich, so im Detail beschäftigen kann – das ist, glaube ich, kaum irgendwo auf der Welt so möglich.“

„Aus dem Gebet heraus versuchen, bei den Menschen zu sein“

Prälat Wilder dagegen ist es wichtig, dass diese Beschäftigung mit der Liturgie eben nicht nur Selbstzweck ist. Er erläutert: „Es darf nicht so sein, dass wir uns zurückziehen und da unser Ding machen, sondern aus der Kontemplation heraus, aus dem Gebet heraus versuchen, bei den Menschen zu sein, den Menschen zu dienen und das Evangelium zu predigen.“

Und solange das gegeben ist, blickt Mauritius Wilder positiv in die Zukunft der Benediktiner, nicht nur auf dem Aventin, sondern überall auf der Welt: „Ich bin sehr, sehr zuversichtlich für die Zukunft der Benediktiner – uns gibt es schon 1.500 Jahre, so leicht werden wir nicht vergehen. Unkraut vergeht nicht!“

Zum Nachhören:

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28. April 2018, 13:26