Suche

Junge Palästinenser im Gaza-Konflikt Junge Palästinenser im Gaza-Konflikt 

Heiliges Land: Gaza in Angst

Im Gazastreifen haben die wenigen Katholiken Palästinas Ostern mit Freude, aber auch Angst und Spannung gefeiert. Das erzählt uns der Pfarrer von Gaza, Pater Mario da Silva.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

„Mit dem ganzen Durcheinander, das wir hier haben“, sei es ein durchwachsenes Osterfest gewesen: 17 Tote in Gaza, 1.200 Verletzte bei Massendemonstrationen an der Grenze zwischen Gaza und Israel. Am Samstag ebbten diese gewalttätigen Kundgebungen ab, doch der Pfarrer von Gaza glaubt nicht, dass es das bereits war.

„Wir wissen nicht, ob gerade ein neuer Krieg beginnt“, sagt Mario da Silva. „Die Lage ist jetzt zwar ruhiger, aber auch voller Ungewissheit. Es ist die Rede davon, dass die Leute jetzt 45 Tage lang an der Grenze bleiben wollen. Und es lässt sich vorhersehen, dass es jeden Freitag Auseinandersetzungen geben wird zwischen Israelis und Palästinensern. Wir erwarten uns jeden Freitag der nächsten 45 Tage Tote oder Verletzte, oder zumindest gewalttätige Auseinandersetzungen.“

„Die Leute müssen rauskönnen“

Die Menschen gingen zu diesen dann ausartenden Kundgebungen aus schierer Verzweiflung. „Die Leute müssen rauskönnen. Sie müssen leben können, überleben können. Sie gehen dahin, weil sie nichts zu verlieren haben.“ Noch nie habe er in Gaza eine so „vernichtende Situation“ wie derzeit gesehen, fährt der Pfarrer fort. Das Alltagsleben sei schwer erträglich geworden.

„Die Lage war immer schlimm, aber jetzt hat sie sich weiter verschlimmert. Wir haben keinen Strom, kein Trinkwasser, wir haben keine Arbeit, wir haben kein Geld, die Armut ist groß, und es gibt diese Mauer, die uns nicht hinauslässt. Wir leben inmitten dauernder Kriegsgeräusche. Angst. Eine Lage, die man eigentlich nicht begreifen kann, wenn man nicht hier lebt.“

Wie eine bloß geringfügige Gängelung mag es da gewirkt haben, dass Israel palästinensischen Christen für Ostern keine Visa nach Jerusalem gewährte. Am Ende lenkte Israel zwar teilweise ein und gab 300 Visa aus. Aber das war nur Kosmetik, erzählt uns der Pfarrer.

„Keine Visa für Erwachsene“

„In einem Fall waren die Visa für drei kleine Schwestern, Mädchen im Alter von unter fünf Jahren. Aber für die Eltern gab es keine Visa. Es wurden überhaupt keine Visa ausgestellt für Erwachsene zwischen 17 und 55 Jahren.“

Dass Papst Franziskus in seiner Osterbotschaft mit einem Friedensappell auch den Blick nach Gaza gerichtet hat , wirkte für die Menschen hier wie Balsam.

„Die Worte des Papstes werden gelesen als einzige mögliche Antwort. Denn hier kommt man nicht raus ohne Dialog zwischen den beiden Seiten. Deshalb muss man Dialog führen. Hier sind es nicht zwei Parteien, sondern mehrere, es gibt verschiedene Bewegungen und Gruppen, die miteinander reden müssen, dringend. Es braucht einen respektvollen Dialog zum Wohl der palästinensischen Bevölkerung. Auch Hamas muss an einer Versöhnungspolitik arbeiten, damit diese Gesellschaft endlich vorangehen kann.“

„Dankbar für Aufmerksamkeit“

Vom Glauben her gebe es die eine Gewissheit, sagt der Pfarrer noch: Das Böse muss mit dem Guten vergolten werden. Viele Menschen, auch Muslime, seien sehr dankbar über die Aufmerksamkeit gerade der katholischen Kirche für Palästina. Sie freuten sich über materielle Hilfe, aber auch über die Aufmerksamkeit für junge Menschen und für ältere. Und auch Besuche von weit her geben den Palästinensern in ihrer Not Auftrieb.  

„In den letzten zwei Monaten sind mehr als 35 Bischöfe und vier Ordensobere aus der ganzen Welt hierher zu unserer Pfarrei in Gaza gekommen. Das ist für uns eine große Hoffnung.“

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

03. April 2018, 14:06