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Migranten demonstrieren am Dienstag in Jerusalem Migranten demonstrieren am Dienstag in Jerusalem 

Israel: Streit um Asylsuchende

Wohin mit etwa 34.000 Asylsuchenden aus Eritrea und dem Sudan? Auf diese Frage scheint Benjamin Netanjahu keine Antwort zu wissen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Erst wollte der israelische Ministerpräsident die meisten von ihnen gegen ihren Willen in Drittstaaten wie Ruanda abschieben – doch diese Staaten sperrten sich. Dann wollte er die Hälfte von ihnen in westliche Staaten umsiedeln lassen – doch das entsprechende Abkommen mit dem UNO-Flüchtlingswerk UNHCR hielt nur wenige Stunden.

„Bibi“ in der Klemme: Seine Gegner (auch in der eigenen Partei) wollen nicht zulassen, dass letztlich 16.000 Asylsuchende (in Israel gern „Infiltratoren“ genannt) in Israel bleiben dürften.

„Diese Menschen sorgen für eine unglaubliche Spannung in der israelischen Gesellschaft, weil man sie für eine Bedrohung hält“, sagt Rafic Nahra, der Verantwortliche für Migrantenpastoral im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem, zu Vatican News. „Aber diese Menschen sind keine Gefahr! Ihre Zahl wächst auch nicht, wie das diejenigen behaupten, die hier Angst verbreiten.“

„Asylsuchende sind keine Gefahr“

Nur Stunden, nachdem er sein Abkommen mit dem UNHCR unterschrieben hatte, zog Netanjahu wieder zurück. Kein einziger seiner Minister hatte sich in dieser Sache zu ihm bekannt. Die Migrantenfrage ist nur eines von mehreren heißen Eisen, an denen sich der Politprofi letztlich die Hände verbrennen könnte; vor allem Korruptionsermittlungen schwächen ihn immer mehr, sie könnten ihn bald das Amt kosten.

„Man weiß, dass es 2012 in Israel 65.000 Asylbewerber gab“, so der aus dem Libanon stammende Pater Nahra, der im Patriarchat auch für die Seelsorge an hebräisch-sprachigen Katholiken zuständig ist. „Die meisten von ihnen verlassen wohl oder übel wieder das Land. Jetzt liegt ihre Zahl offiziell nur noch bei 34.000. Ihr abnehmende Zahl zeigt, dass sie wirklich keine Gefahr für die Gesellschaft darstellen. Sie werden nur dann zu einer Gefahr, wenn der Staat sie nicht integriert.“

Aber an die Integration nicht-jüdischer, nämlich christlicher oder muslimischer Afrikaner denkt in Israels aufgewühlter politischer Landschaft kaum jemand. Netanjahu hat dem Druck seiner rechten Koalitionspartner kaum noch etwas entgegenzusetzen. An Israels Grenze zum ägyptischen Sinai steht längst ein Zaun, Migranten kommen von dort so gut wie keine mehr ins, nun ja, Gelobte Land.

„Eine viel menschlichere Lösung würde darin bestehen, dass man wirklich 16.000 von ihnen – wie das ja am Dienstag zunächst beschlossen wurde – in andere Länder brächte, und die übrigen 16.000 würden dann wirklich in Israel integriert und könnten dort permanent und in Sicherheit leben. Ich würde mir jetzt wünschen, dass die israelische Regierung wieder Vernunft annimmt! Und dass der Staat Israel diesen Menschen, die aus ihren Ländern geflohen sind, hilft, der Sklaverei zu entkommen, in der sie jetzt leben, um ihre Würde wiederzuerlangen.“
 

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04. April 2018, 12:04