Kolumbien: Bischöfe rufen zu Wahlbeteiligung auf
Christine Seuss und Griselda Mutual - Vatikanstadt
Rechtzeitig zur ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in dem südamerikanischen Land hat die „Nationale Befreiungsarmee" ELN angekündigt, die Waffen niederzulegen. Damit soll der Bevölkerung ermöglicht werden, am 27. Mai sorgenfrei ihre Stimme abzugeben. Diese Nachricht wurde von Kolumbiens Bischöfen mit großer Zufriedenheit aufgenommen. Wie der Sekretär der kolumbianischen Bischofskonferenz, Bischof Elkin Fernando Alvarez Botero, im Gespräch mit Vatican News bestätigt, verbindet die Bevölkerung hohe Erwartungen mit der Wahl, in deren Vorfeld sich einige Gräben aufgetan hätten.
„Wir laden zur Einheit ein: Man sollte genau überdenken, wem man seine Stimme gibt. Außerdem rufen wir dazu auf, überhaupt zur Wahl zu gehen und somit am Aufbau des Landes teilzuhaben", so der Weihbischof von Medellin. Das sei besonders wichtig in einem Land, in dem - wie bei den vergangenen Wahlen - eine hohe Anzahl von Wahlberechtigten ihre Stimme nicht abgebe. Im Fokus müssten der Einsatz für das Gemeinwohl und der Kampf gegen Armut und Korruption stehen, so die Aufforderung der Bischöfe.
„Wir wollen, dass sie die Probleme und das Wohl der Nation in ihrem Herzen tragen", wünscht sich der Generalsekretär von den Kandidaten. „Sie sollen über Lösungen nachdenken, die wirklich Gültigkeit haben. Wir wollen ehrliche Kandidaten, frei von Korruption, standfest, die die großen Probleme angehen, die das Land wirklich hat. Sie sollten auch glaubhaft sein und den festen Willen haben, ein besseres Land für alle aufzubauen."
Die Wähler sollten in Einklang mit der Lehre der katholischen Kirche mit ihrer Stimme auch das Leben vom Zeitpunkt der Zeugung an bis zu seinem natürlichen Ende, das Recht der Eltern, ihre eigenen Kinder zu erziehen, und die Ehe zwischen Mann und Frau verteidigen, betont Alvarez Botaro: „Um Familien zu gründen, die in Wahrheit die Keimzelle der Gesellschaft sind... Und zu guter Letzt fordern wir auch Werte ein, die fundamental für eine Gesellschaft sind und die wir alle nötig haben."
Kirche unterstützt Verhandlungen mit ELN
Die Kirche unterstütze die neu aufgenommenen Verhandlungen zwischen Regierung und der ELN-Guerilla, unterstreicht der Generalsekretär der Bischofskonferenz. „Die Kirche begleitet diesen Prozess und die Vision des Dialogs, um zu Abkommen zu gelangen, die für die nationale Versöhnung Kolumbiens unabdingbar sind. Wir erwarten uns, dass wir gemeinsam auf diesem Weg weiter gehen, immer in Gedanken bei den Opfern und zum Wohl des Landes."
Die Guerilla habe angekündigt, während der Wahlen die Waffen schweigen zu lassen, würdigt Alvarez Botero. Er hoffe, dass es auch darüber hinaus konkrete Fortschritte bei der vollständigen Entwaffnung der Rebellen geben werde, um endlich zu Frieden zu gelangen.
Was das Abkommen mit der Farc-Guerilla nach eineinhalb Jahren betreffe, so seien die Fortschritte zwar langsam, doch stetig – man müsse Geduld mitbringen, so der Sekretär der Bischofskonferenz. „Wie Präsident Juan Manuel Santos, der zur Zeit in Europa ist, betont hat, geht der Prozess weiter, doch er ist auf einige Hindernisse gestoßen. Die Vereinbarungen in die Realität umzusetzen, ist nicht einfach. Der Prozess geht vorwärts, doch er ist langsam. Wir wissen, dass für eine vollständige nationale Versöhnung Zeit und Geduld nötig sind. Es bedarf der Anstrengungen aller Kolumbianer, und es braucht einen Kompromiss, damit der Frieden Wirklichkeit wird. Wir bitten auch die Regierungsinstitutionen, die Vereinbarungen umzusetzen, um Lösungen für die Probleme zu finden, die sich in diesem langen Prozess auftun."
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