Heiligsprechung Oscar Romeros: Die Emotion eines ganzen Volkes
Christine Seuss - Vatikanstadt
„Es besteht eine sehr konkrete Möglichkeit, dass der Papst im Januar auch zu uns kommt, wenn er nach Panama fliegt“, so Rosa Chavez. „Das ist noch nicht offiziell, aber es besteht großes Interesse daran. Die Möglichkeit besteht jedenfalls, und wir müssen dafür arbeiten, dass sie Wirklichkeit wird. In Rom besteht großes Interesse daran. Aber wir müssen viele Details prüfen.“
Noch Tage nach der Ankündigung der Heiligsprechung von Romero, die bereits seit längerem im Raum stand, ist die Freude und Emotion des Kardinals spürbar: Der am Altar ermordete Geistliche, das hatte der Papst beim ordentlichen Konsistorium am Samstag verkündet, wird am 14. Oktober gemeinsam mit Paul VI. in Rom heiliggesprochen. Zwar hatte sich die Bischofskonferenz von El Salvador eine Heiligsprechung im Land selbst gewünscht, doch die Freude über die Vorbereitung der Feierlichkeiten im Rahmen der Heiligsprechung stehe nun im Vordergrund, betont der Kardinal.
„In San Salvador erwarten mich eine Masse an Ideen und Neuigkeiten, um dieses wundervolle Event vorzubereiten. Ich reise zurück mit dem Drang, uns zu organisieren und zu sehen, was das Volk jenseits des Atlantiks über dieses Ereignis denkt, und um uns angemessen auf den 14. Oktober vorzubereiten.“
Der Weihbischof von San Salvador, der Wirkungsstätte von Oscar Romero, war vom Papst persönlich dazu eingeladen worden, am Konsistorium teilzunehmen. Für ihn sei die Ankündigung der Heiligsprechung ein unglaubliches Erlebnis gewesen, erzählt er uns. „Ich war im Konsistorium und habe unser Volk hinter mir gespürt, als ich auf die Ankündigung gewartet habe, um sie ihm dann sofort weiterzugeben. Das war eine sehr große Emotion.“
Langsam werde die Gestalt des salvadorianischen Geistlichen, der eine wichtige Figur der Befreiungstheologie war, auch außerhalb seines Landes mehr und mehr bekannt, freut sich Rosa Chavez, der eine enge persönliche Bindung zu Romero hatte. „Und dann zu sehen, wie sich nach der Ankündigung im Konsistorium alle Kardinäle auf mich zubewegten, um mir ihre Glückwünsche zu überbringen…Denn nach und nach lernen alle Kardinäle der Universalkirche Oscar Romero kennen, der sehr bald zur Ehre der Altäre erhoben wird. Es ist also eine doppelte Genugtuung.“
Mit Papst Franziskus habe er sich ausführlich über Romero unterhalten, erzählt der Kardinal, der auch Präsident der salvadorianischen Caritas ist. Dabei habe ihn das Verhalten von Franziskus sehr berührt, vertraut er uns an: „Wissen Sie, als wir über Erzbischof Romero gesprochen haben, habe ich dem Papst ein Foto übergeben. Es ist ein sehr besonderes Foto von Romero, das der Papst noch nicht hatte. Und er hat es auf seinen Schreibtisch gestellt und es die ganze Zeit, während ich bei ihm war, in Gedanken versunken angesehen. Der Papst, Erzbischof Romero und ich sind die ganze Zeit so verblieben, in diesem Moment der Sammlung.“
Schon die Ernennung des Weihbischofs von San Salvador zum Kardinal könnte als Zeichen der Ehrerbietung des Papstes für Oscar Romero gewertet werden: Dieser war nämlich der geistliche Ziehvater des heutigen Kardinals. Die offensichtliche Sympathie des Papstes für den Mann, der in El Salvador bereits seit seinem gewaltsamen Tod durch Regierungsschergen wie ein Heiliger verehrt wird, rührt Rosa Chavez besonders:
„Es war ein überwältigender und sehr emotionaler Moment, den ich mit dem Papst erlebt habe,“ lässt der Kardinal die Situation vor seinem inneren Auge Revue passieren. „Ich konnte die Emotion und die Zuneigung spüren, die der Heilige Vater für Romero fühlt. Und ich weiß, dass er sich sehr gefreut hat, am Samstag diese Heiligsprechung anzukündigen.“
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