Korea: Katholiken beten intensiv um Frieden auf der Halbinsel
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Bis zum Ende des letzten Jahres galt Korea noch als Pulverfass. Und jetzt? Hat unvermittelt eine „neue Ära“ angefangen, die die Chance zum Frieden mit sich bringt. Das sagt der Bischof von Daejeon, Lazarus You Heung-sik, im Gespräch mit Vatican News. You ist auch der Sozialverantwortliche der südkoreanischen Bischofskonferenz.
Ich glaube und hoffe, dass der Norden keinen Rückzieher macht...
„Am 25. August 1950 ist der Koreakrieg ausgebrochen, und bis zum letzten Jahr war Korea der gefährlichste Ort der Welt. Aber in diesem Jahr ist mit den Olympischen Spielen von Pyeongchang auf einmal ein Same des Friedens für die koreanische Halbinsel ins Erdreich gesenkt worden. Da ist eine neue Beziehung entstanden; im April gab es den Gipfel zwischen den beiden Koreas, und am 12. Juni den Gipfel (Kim-Trump) von Singapur. Das heißt: Das ist wirklich eine neue Ära. Ich glaube und hoffe auch, dass Nordkorea keinen Rückzieher macht – das wäre so, als hätten sie schon die Brücke überquert, und die bräche auf einmal hinter ihnen zusammen. Jetzt gilt es vorwärtszugehen!“
Und das meint der Kirchenmann natürlich nicht nur politisch. „Mehr als 65 Jahre hindurch hat Korea nach dem Krieg mit Gefühlen wie Neid, Hass, Spaltung gelebt. Jetzt brauchen wir wirklich ein offenes Herz, eine neue Seele: Vergebung, Versöhnung. Wir müssen uns um diese Geschwisterlichkeit unter uns kümmern, indem wir zusammen weitergehen. Der Herr wird uns dabei helfen. Nicht nur die Koreaner sind untereinander gespalten, denn man muss auch an die Beziehungen zu den Großmächten denken, Amerika, China, Russland und Japan. Darum beten wir darum, dass der Herr die Herzen der Amerikaner, Chinesen, Russen und Japaner anrühren möge, damit dieses Klima von Versöhnung und Frieden entsteht, das wichtig ist – für Korea, aber auch für Asien überhaupt und die ganze Welt!“
Beten und konkret werden
Die Katholiken in Südkorea führen eine Gebets-Novene durch – jeden Tag mit einem anderen, sehr konkreten Anliegen. Für die Geschwister im Norden, für die Flüchtlinge, für die Politiker. Jede Fürbitte tippt sozusagen ein anderes Problemfeld an.
„Ja, Gebet ist wichtig. Und man muss es in konkretes Handeln übersetzen. Wir haben diese Gebetsintentionen ausgesucht, damit man sie in die Praxis umsetzen kann.“
Von Rom aus verfolgt Papst Franziskus das Geschehen in Korea, wo er im August 2014 zu Besuch gewesen ist. Immer wieder hat der Papst in den letzten Wochen für den Frieden zwischen Nord und Süd der geteilten Halbinsel gebetet.
„Ganze acht Mal hat er das getan! Und wenn der Papst ein solches Gebet spricht, ist das eine große Freude für mich. Er zeigt uns den Weg, den wir gehen sollen. Ich fühle, dass er uns sehr nahe ist. Auch die Menschen (in Südkorea) wollen seine Nähe spüren. Jeden Tag fragen sie mich: Was sagt der Papst? Und dann versuchen sie sich jeden Tag an das zu halten, was er sagt.“
Für stärkeren Austausch zwischen Süd- und Nordkorea
Am 21. Juni führt die südkoreanische Bischofskonferenz eine Tagung durch. Titel: „Die Zukunft der koreanischen Halbinsel durch den Austausch zwischen Süd und Nord.“ Ein interessanter Titel, wenn man bedenkt, dass in den letzten Jahren nur wenige Kontakte von Südkorea aus ins Reich auf der anderen Seite des Zauns erlaubt waren.
You will sich nicht zu konkreten Friedensvorschlägen äußern; stattdessen sagt er: „Ich glaube, es ist wichtig, das Herz zu öffnen. Der Heilige Geist weht doch, wo er will, oder nicht? Für uns ist es in dieser neuen Ära wichtig, die Stimme des Heiligen Geistes zu hören, dass er durch uns den Dialog in Gang bringen kann. Damit wir die anderen als Geschwister sehen können. Erst so wird dann endlich der Frieden auf der koreanischen Halbinsel einziehen.“
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