Caritas-Hungerkampagne will 150.000 Kinder retten
Das kündigte Caritas-Präsident Michael Landau jetzt bei einer Afrikareise an. Gleichzeitig rief Landau dazu auf, Afrika differenzierter zu sehen: „Es braucht ein ehrliches Interesse, denn Afrika ist unser Nachbar, wir spüren seine Sorgen auch in Europa. Gleichzeitig ist Afrika ein Hoffnungskontinent, die Länder Afrikas können unser Partner von morgen sein.“
Glockenläuten gegen Hunger am 27. Juli
Ein Leben ohne Hunger für 150.000 Kinder: Das ist also das Ziel der Kampagne, die am Sonntag startete. Teil der Kampagne ist ein „Glockenläuten gegen Hunger“ am 27. Juli um 15 Uhr, das fünf Minuten anhalten wird.
Hunger, Unterernährung und hohe Kindersterblichkeit prägen Ruanda und Burundi: eine Folge der Armut und der Bürgerkriege. Beide Länder blicken auf eine Geschichte von Gewalt und Massenmord zurück.
Ruanda ist heute ein Vorzeigeland in Afrika
Trotzdem ist die Situation heute sehr unterschiedlich. Ruanda hat in den 24 Jahren seit dem Völkermord, bei dem 1994 mehr als 800.000 Menschen ermordet wurden, eine rasante wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht und gilt als „Vorzeigeland“ in Afrika.
Burundi hingegen leidet bis heute an bürgerkriegsartigen Zuständen und ist das fünftärmste Land der Welt. „Einer der Gründe für die unterschiedliche Entwicklung der beiden Länder könnte auch darin liegen, dass Ruanda doppelt so viel an Entwicklungshilfe erhält wie Burundi“, sagt Landau.
Welche Perspektiven haben diese Kinder?
Das Problem in prinzipiell fruchtbaren Ländern südlich der Sahara ist nicht der akute, sondern der chronische Hunger. Seine Wurzeln sind Armut und politische Unsicherheit. Die „Stunting-Raten“ sind hoch: Das bedeutet, dass Kinder über Monate hinweg zu wenig und v.a. kaum Nahrhaftes (Eiweiß, Vitamine) zu essen erhalten. Sie sind zu klein für ihr Alter, chronisch unterernährt, körperlich und geistig unterentwickelt und anfällig für Krankheiten.
„Es ist für mich beklemmend, die Mütter mit Kindern zu sehen, die viel zu klein für ihr Alter sind, und große Augen haben. Welche Perspektiven haben diese Kinder und ihre Mütter“. Das sagte Landau nach einem Besuch im Ernährungszentrum von Sister Godelive Miburo in der Diözese Gitega/Burundi. Hier werden seit über 20 Jahren Familien mit unterernährten Kindern unterstützt – auch dank der Hilfen der Caritas Österreich.
„Ich sehe aber auch, mit wie wenig Mittel wirksam Hilfe möglich ist. Gemeinsam können wir diesen Kindern helfen.“
Den Hunger durch das Verschenken von Ziegen bekämpfen
Wieviel schon mit ein bisschen Hilfe erreicht wird, zeigt die Aktion Ziegenverteilung. Etwa 400 alleinerziehende Frauen, Witwen und Pflegemütter kommen jedes Jahr zu den Verteilungen. Durch die geschenkte Ziege, die jährlich etwa zwei Junge wirft, entsteht Dünger für ihre Felder und eine finanzielle Reserve für Schulgeld oder medizinische Versorgung.
Wie langfristig Ernährung sichergestellt werden kann, kann der Besuch beim Landwirtschaftsprogramm Pradur in der Region Muramvya in Burundi zeigen. 3.200 bäuerliche Familien pflanzen u.a. Bananen nach moderner, ertragsteigernder Methode an und lernen einen holzsparenden Lehmofen zu bauen, der beim Kochen die traditionelle offene Feuerstelle ersetzt. Verbessertes Saatgut, Trainings für die Verarbeitung und Vermarktung ihrer Produkte sowie die Selbsthilfe-Spargruppen sind weitere Teile des Programms.
Hilfe für burundische Flüchtlinge in Ruanda
Die politische Unsicherheit in Burundi hat seit 2015 über 400.000 Menschen dazu gebracht, ihr Land zu verlassen. Im UNO-Camp Mahama in Ruanda, an der Grenze zu Burundi und Tansania, leben derzeit über 57.000 burundische Flüchtlinge. Die Caritas der Diözese Kibungo betreut im Camp Mahama chronisch kranke, ältere und behinderte Menschen durch medizinische und psychosoziale Beratung und zusätzliche Lebensmittel. Die internationalen Mittel sind zuletzt gekürzt worden.
Die Caritas kann ihre Programme im Camp zwar derzeit noch durchführen. Schweifer betont aber, es sei schwierig, Hilfe über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. „Wir sind auf Spendengelder angewiesen. Diese fließen aber nur, wenn eine Krise akut ist“, so Schweifer. Langfristige Hilfe brauche immer staatliche Unterstützung.
(kap – sk)
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