Das ist nicht die Ausgrabung - aber ein Blick in die Basilika, mit Papst Das ist nicht die Ausgrabung - aber ein Blick in die Basilika, mit Papst 

Sankt Paul vor den Mauern: neues Licht ins Mittelalter

Römisches Mittelalter hautnah: im Klostergarten der Papstbasilika Sankt Paul vor den Mauern können Besucher einen neu gestalteten Ausstellungsbereich besichtigen, der beeindruckende Einblicke in die Geschichte bietet.

Anne Preckel und Barbara Castelli – Vatikanstadt


Ein paar Meter unterhalb des lichten Klostergartens der Papstbasilika erschließt sich dem interessierten Besucher der Zugang zu einer verborgenen Stadt: Teile der antiken Festung Johannipolis, die der Mittelalter-Papst Johannes VIII. (872-882) in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts errichten ließ, können hier aus nächster Nähe begutachtet werden.

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Die Ausgrabungsstätte wurde für die Neueröffnung vollständig restauriert und gereinigt, Wand-, Decken- und Bodenflächen wurden erneuert und ein Rundgang eingerichtet, auf dem der Besucher sich Schritt für Schritt der Geschichte annähern kann. Lucrezia Spera vom Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie ist eine der Verantwortlichen für die Neugestaltung. Mit dem Projekt habe man die historische Szenerie weniger erklären, als vielmehr erfahrbar machen wollen, unterstreicht sie im Interview mit Vatican News:

„Durch unsere Neugestaltung wird dieser archäologische Bereich optimal verständlich. Er repräsentiert ja einen kleinen Ausschnitt des Städtchens Johannipolis, das Papst Johannes VIII. um die Apostelbasilika herum errichten ließ. Es handelt sich um eine Stadt, die aus Strukturen für Pilger bestand und aus Gebäuden, die mit den Klöstern verbunden waren.“

 

Säulen aus Licht

 

So geben die für die Ausstellung freigelegten Gemäuer und Schutzmauern auch Aufschluss über ein dicht besiedeltes Klosterstädtchen, in dem Pilger und Mönche, Soldaten und Mächtige zusammenkamen. Um aus den alten Steinen, Marmorversatzstücken und Mauerresten das Bild einer ganzen Stadt entstehen lassen zu können, war freilich ein durchdachtes Ausstellungskonzept notwendig, das die Vorstellungskraft des Betrachters anregt: Die Kuratoren arbeiten deshalb gezielt mit Beleuchtung und teils Rekonstruktionen, die die archäologischen Versatzstücke ergänzen und fortführen. Abgerundet wird der Rundgang durch Schautafeln und Projektionen, die ein Gesamtbild der Stadt zeigen.

Besonders suggestiv in der Ausstellung: Säulen aus Licht, die sich wie ein helles Geflecht über den Steinbasen entlang des Ausstellungsganges erheben. Lucrezia Spera erläutert: „Es gab einen langen Bogengang von der Stadt bis zur Pauluskirche, mit Ausgang Richtung Ostia. Es handelt sich bei diesem Ort um eine komplexe Szenerie, welche mit der Neugestaltung zum ersten Mal in ihrer ganzen Vielfalt erfahrbar wird. In diesem Sinne ist dieser Bereich einmalig im Verhältnis zu anderen Ausgrabungsstätten Roms.“


Das Bild einer mittelalterlichen Stadt entsteht


Die Neugestaltung der Ausgrabungsstätte war ursprünglich von der Verwaltung der Basilika Sankt Paul vor den Mauern angeregt worden. Umgesetzt haben das Projekt dann Experten der Vatikanmuseen, des Päpstlichen Institutes für Christliche Archäologie und der römischen Universität „La Sapienza“.

Neben Teilen der Stadt Johannipolis lassen sich am Ort auch ältere Funde bestaunen. So könnte es sich bei dem ältesten in dem Bereich freigelegten Gebäude, das auf Ende des 5. bzw. Beginn des 6. Jahrhunderts datiert, möglicherweise um eines der Armenhäuser handeln, die Papst Symmachus errichten ließ.

Dank der Neugestaltung kann die Ausgrabungsstätte der Paulusbasilika heute, fünf Jahre nach ihrer Eröffnung, den Besuchern einen noch besseren Zugang zur Geschichte vermitteln. Genau das sei das Anliegen der Wissenschaftler und Gestalter der Ausstellung gewesen, so Spera:

„Es war eine gründliche Arbeit der Archäologen vonnöten, die sich ein Bild von der antiken Stätte gemacht haben, ihre antiken Gebäude datiert und diese den jeweiligen uns zugänglichen Quellen zugeordnet haben. Wir haben dann versucht, diese Szenerie so vollständig aber auch so einfach wie möglich begreifbar zu machen. Auch mit Hilfe von Rekonstruktionen, die es dem Besucher erleichtern, sich diesen Ort vorzustellen und die großen Mauern als Teil von Gebäuden zu begreifen.“


(vatican news – pr)
 

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13. Juli 2018, 13:58