Chile: Sondersitzung der Bischöfe zu Missbrauchsskandal
Die außerordentliche Vollversammlung wird vom 30. Juli bis zum 3. August tagen und sich insbesondere mit den jüngsten Indiskretionen im Hinblick auf den Missbrauchsskandal beschäftigen, der die chilenische Kirche bis in ihre Grundfesten erschüttert hat. Bei der Pressekonferenz äußerte sich auch Ana Maria Celis, Mitglied der nationalen Beratergremiums zur Prävention von sexuellem Missbrauch und Expertin in kanonischem Recht. Die Bischöfe werden bei ihrer Zusammenkunft über Entscheidungen beraten, wie mit den neuen Informationen umgegangen werden soll.
Ermittlungsbehörden legen neue Zahlen vor
Wie die Ermittlungsbehörden Chiles am Montag bekannt gegeben hatten, wurden durch ihre auf sexuellen Missbrauch und Menschenrechtsverletzungen spezialisierte Einheit seit 1960 Untersuchungen gegen 158 katholische Geistliche angestellt, die mit 144 Fällen von Missbrauch in Verbindung gebracht werden. Die Untersuchungen betrafen 74 Bischöfe, Priester oder Diakone, die keiner spezifischen Kongregation angehören, während weitere 64 Bischöfe, Priester oder Diakone Mitglieder von Kongregationen sind. 10 Laien seien in Pastoralämtern oder Bildungseinrichtungen der Kirche tätig gewesen, während für neun von ihnen keine spezielle Funktion ermittelt werden konnte, heißt es. Der Bericht der Ermittlungsbehörden listet 266 Opfer auf, unter ihnen 178 Minderjährige, 31 Erwachsene und 57 nicht genauer benannte Opfer, die sich auf Taten beziehen, die vor dem Jahr 2000 angezeigt worden sind.
An die Opfer denken
Die Zahlen, die durch die Anklagebehörde vorgelegt worden sind, ließen einen „erzittern“, betonte Ana Maria Celis bei der Pressenkonferenz. Dennoch sei es wichtig, nicht bei dem Blick auf die Opferzahlen stehen zu bleiben, denn „das, was die Kirche heute von uns verlangt, heißt, an die Opfer zu denken“, so die Expertin. „Wir haben verstanden, dass jenseits der Zahlen jede dieser Personen einen extrem schmerzlichen Prozess überstehen musste; viele von ihnen mussten mehrfach und in verschiedenen Gremien vor verschiedenen Menschen sprechen müssen.“ Die Kirche habe die Aufgabe und die Pflicht, „die Würde der Menschen zu schützen“, betonte die Präventionsberaterin bei der Pressekonferenz.
Geschlossener Rücktritt einer Bischofskonferenz
In einer einzigartigen Maßnahme hatten die Bischöfe des Landes nach einem Treffen im Vatikan ihre Mandate zurück in die Hände des Papstes gelegt, einige Rücktritte hat dieser bereits angenommen. Unter diesen sticht der Rückzug des umstrittenen Bischofs von Osorno, Juan Barros, hervor, dessen Ernennung durch Papst Franziskus Opfervertreter besonders irritiert hatte. Barros, dem Mitwisserschaft im Missbrauchsskandal um seinen Freund und Mentor Fernando Karadima vorgeworfen wird, hat sich zu einem Sabbatjahr zurück gezogen, seine Diözese wird derzeit durch einen Apostolischen Administrator geleitet.
(vatican news/or - cs)
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