Nicaragua: Bischöfe beraten über ihre Vermittlung
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Managuas Kardinal Leopoldo Brenes, sagte dem nicaraguanischen Sender „100% Noticias", die Bischöfe wollten „die Worte des Präsidenten meditieren" und danach eine Entscheidung treffen.
Präsident Ortega hatte am Donnerstag die katholischen Bischöfe des Landes als Unterstützer eines Staatsstreichs bezeichnet. „Ich dachte, sie seien Vermittler, aber sie haben sich mit den Putschisten zusammengetan. Sie waren ein Teil des Plans der Putschisten", sagte Ortega laut Medienberichten in einer Rede vor Anhängern.
Brenes, der solche Anschuldigungen zurückwies, betonte indessen, das nicaraguanische Volk erwarte von den Kirchenführern eine Rolle als Vermittler und Zeugen des Dialogs. Die aus zehn Bischöfen bestehende Nicaraguanische Bischofskonferenz hatte am 16. Mai einen nationalen Dialog zwischen Regierung und Oppositionskräften eröffnet, um einen Ausweg aus der aktuellen Krise zu suchen. Das Gespräch wurde seither mehrfach unterbrochen.
Kardinal Brenes sagte weiter, der Dialogprozess habe Rückhalt aus ganz Lateinamerika erhalten. Auch aus Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland sei Unterstützung eingegangen. Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM rief den Sonntag als Tag der Solidarität und des Gebets für Nicaragua aus.
Attacken auf Kirchenmänner
Wie angespannt die Lage zwischen linksgerichteten Sandinisten und Exponenten der katholischen Kirche ist, zeigen wiederholte Attacken auf Kirchenleute. Erst vor wenigen Tagen war der nicaraguanische Bischof Juan Abelardo Mata in seinem Auto beschossen worden, blieb aber unverletzt. Vor gut einer Woche war Managuas Weihbischof Silvio Baez bei einer Attacke von regierungsnahen Paramilitärs in einer Kirche leicht verletzt worden.
Die aktuelle Krise in Nicaragua entzündete sich Mitte April an einer inzwischen zurückgenommenen Rentenreform. Anschließend richteten sich die Proteste gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie gegen staatliche Gewalt. Inzwischen fordern Vertreter der Zivilgesellschaft den sofortigen Rücktritt von Präsident Ortega. Seit Beginn der Proteste kamen rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche werfen der Regierung schwere Menschenrechtsverstöße vor. Ein "nationaler Dialog" unter Federführung der Kirche strebt eine Lösung des Konflikts an, wird aber durch die Gewalt immer wieder unterbrochen.
(kap/kna – gs)
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