Papst tief besorgt über Lage in Nicaragua
Wenige Tage nach der gegen ihn und andere Kirchenvertreter gerichteten Aggression äußerte sich Kardinal Leopoldo Brenes von Managua jetzt in einem Beitrag des Fernsehsenders. TV 2000 hatte ihn telefonisch in Nicaragua erreicht.
„Dialog ist die einzige Möglichkeit, um zu einer Befriedung des Landes zu gelangen“, unterstrich der Erzbischof der nicaraguischen Hauptstadt. „Die Bischofskonferenz hat in ihrer Sitzung in diesen Tagen entschieden, mit ihrer Vermittlungstätigkeit weiterzumachen. Der Papst hat uns dazu ermutigt."
Bei seiner Begegnung mit dem Papst in Rom vor zwei Wochen habe Franziskus Nicaraguas Oberhirten auch dazu aufgerufen, „die Einheit der Bischofskonferenz zu schützen und unserem Volk in seinem Leid nahe zu sein“, so Brenes. Franziskus bete für das Gelingen dieser schwierigen Mission, fügte er an.
Auf die Frage, ob er selbst und andere Kirchenvertreter nach den Übergriffen Angst hätten, antwortete der Kardinal: „Ja, die Angst spüren wir, aber die Begleitung durch unsere Priester, die Gläubigen und das Gebet ist für uns eine beständige Kraftquelle."
Mutmaßliche Regierungsanhänger im Bezirk Diriamba hatten Kardinal Leopoldo Brenes, Weihbischof Silvio Baez und den Nuntius im Land vor wenigen Tagen angegriffen. Die Delegation war in die Gegend gereist, um nach neuerlichen Angriffen paramilitärischer Banden den Opfern Beistand zu leisten. Zudem wollten die Bischöfe die Freilassung einer Gruppe von rund zehn Demonstranten erwirken, die in einer Kirche Zuflucht gesucht hatten.
Nuntius: Papst ist sehr besorgt
Der Päpstliche Nuntius in Nicaragua, Erzbischof Waldemar Stanislaw Sommertag, berichtete, Papst Franziskus sei „sehr besorgt“ über den Vorfall. Vor Hintergrund der Gewalt und Spannungen in dem lateinamerikanischen Land habe der Papst dazu gemahnt, „die Menschenrechte aller, nicht nur der Bischöfe, zu respektieren“, referierte der Vatikanvertreter in Nicaragua.
Sommertag bekräftigte die Position der Kirchenvertreter im Land, trotz der Zuspitzung der Lage an Dialog und Vermittlungsversuchen festzuhalten. Dafür sei man auch bereit, das eigene Leben zu riskieren. „Wir schieben die Bedrohungen beiseite und setzen unser Vertrauen in Gott, den Herren der Geschichte und des Lebens eines jeden von uns“, so der Nuntius wörtlich.
Kompromissbereitschaft notwendig
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte den Aufruf des Heiligen Stuhles zu einer Vermittlungslösung für Nicaragua Mitte dieser Woche bekräftigt. Für einen Dialog sei Kompromissbereitschaft der Regierung Ortega sowie auch der Opposition gegen den sandinistischen Präsidenten notwendig, erinnerte die Nummer Zwei des Vatikan vor Journalisten in Rom.
Opposition und Vertreter der Zivilgesellschaft in Nicaragua fordern den Rücktritt des Präsidenten, sie nehmen bereits Tagen an einem Generalstreik in dem Land teil. Am Freitag hatte es im Kontext der Demonstrationen neue Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Protestierenden gegeben. Die staatlichen Repressionen in Nicaragua haben weltweit für Kritik gesorgt. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) will auf Wahlen in dem Krisenland hinwirken, die Ortega bislang abgelehnt hat. Seit Beginn der Zusammenstöße Mitte April sind in Nicaragua mindestens 300 Menschen ums Leben gekommen.
(vatican news/tv 2000 – pr)
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