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D: Zehn Millionen mehr Spenden für die Armen

Eine gute Nachricht in Zeiten von schlechten Mitteilungen: Das katholische Hilfswerk Misereor hat bekannt gegeben, dass im vergangenen Jahr zehn Millionen Euro mehr an Spenden und Kollekten eingenommen werden konnten. Insgesamt waren das über 63 Millionen Euro. „Es tut sehr gut, diese Solidarität und Wertschätzung 2018 zu erfahren“, so der Hauptgeschäftsführer von Misereor, Pirmin Spiegel.

Im Gespräch mit dem Domradio erklärt Spiegel, warum die Arbeit für Menschenwürde und Gerechtigkeit weltweit bedeutend ist. „Lassen Sie mich ein konkretes Projekt herausgreifen: Padma ist einer der größten und ärmsten Bundesstaaten im indischen Subkontinent. Dort versuchen wir mit einer Partnerorganisation die Würde von Kindern und Jugendlichen, die keine Lebensperspektiven und Zukunft haben, mit Vorschulunterricht zu stärken, damit sie wieder in ,normale´ Schulen gehen können. Wir unterstützen das Projekt auch mit Öffentlichkeitsarbeit“, so Spiegel.

Und dass dies gelingen kann, verdankt Misereor auch der Tatsache, dass allein im vergangenen Jahr 23.000 Spenderinnen und Spender mehr dazugekommen sind. „Wir sehen als erstes einen großen Vertrauensvorschuss und eine Wertschätzung für die Arbeit von Misereor. Das Hilfswerk wurde 1958 gegründet, also vor 60 Jahren. Wir freuen uns und danken den Spendern, dass sie uns und unsere Motivation mitgetragen haben. Mit den zehn Millionen Euro mehr konnten wir in allen Kontinenten auf unserem Planeten einen Beitrag zu mehr Menschenwürde und einer größeren Gerechtigkeit leisten“, sagt Spiegel.

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Fluchtursachen bekämpfen

 

Oft geht es bei den Misereor-Projekten darum, Fluchtursachen zu bekämpfen. Klar ist auch: Es werden weiter Menschen auf der Flucht sein und nach Europa kommen. Parteien wie die AfD haben das Thema Flüchtlinge zu ihrem großen Thema gemacht und geht Flüchtlinge sehr aggressiv an. Der Hauptgeschäftsführer von Misereor will deshalb eines klar stellen:

„Es gibt 68 bis 70 Millionen Menschen, die derzeit auf der Flucht sind. Diese Flüchtlinge kommen – das möchte ich betonen – nur zu einem geringen Teil zu uns nach Deutschland. Etwa 40 der 68 Millionen sind Binnenflüchtlinge. Das heißt, sie bleiben in ihrem eigenen Land. Andere versuchen in benachbarten oft sehr armen Ländern, Schutz und Zuflucht zu suchen.“

Auch dürfe man nicht vergessen, dass Migration und Flucht durch Krieg oder Konflikte es schon immer gegeben habe, fügt Spiegel an.

 

Große Zusammenhänge aufzeigen

 

„Die Menschen versuchen, in ihrem eigenen oder einem anderen Land ein Leben in Würde zukunftssicher zu leben. Wir versuchen, diese großen Zusammenhänge aufzuzeigen. Dabei sind uns die vier Verben wichtig, die Papst Franziskus immer wieder unterstreicht: Erstens geht es darum, Flüchtlinge und Migranten aufzunehmen, das heißt, legale Wege der Einwanderung zu ermöglichen. Zweitens darum, Menschen die unterwegs sind, in der Suche nach einem würdigen Leben zu schützen. Drittens, Menschen, die zu uns kommen, zu fördern und viertens darum, sie zu integrieren. Das heißt, sie mit an die Tische zu setzen, damit sie partizipieren können.“

Die Diskussion um Flucht und Migration müsse deshalb in einem breiteren Kontext gesehen werden und dürfe nicht darauf reduziert werden, dass die Grenzen nicht mehr zu schützen seien, sagt Spiegel dem Domradio. Man dürfe auch nicht denken, dass man den Herausforderungen nicht mehr gewachsen sei und der Rechtsstaat in Gefahr gerate. „Das ist eine sehr eingeengte Diskussion, und wir möchten einen Kurswechsel in der Debatte um Flucht und Migration erreichen und mit dazu beitragen“, so das Anliegen von Spiegel.

(domradio – mg)

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31. August 2018, 12:09