13 Jahre nach seinem Tod: Dankbare Erinnerung an Frère Roger
Doch man bleibe dem Geist ihres Gründers bis heute treu – auch wenn sich die Gemeinschaft in der Zwischenzeit weiter entwickelt habe, sagt gegenüber dem Kölner Domradio Frère Richard. Der langjährige Mitbruder von Frère Roger erinnert sich an die Tat und die Tage danach. „Es war ein Abendgebet, wie immer. Es waren damals zwei bis dreitausend Jugendliche hier - etwas weniger als in den anderen Wochen - weil der Weltjugendtag gleichzeitig in Köln stattgefunden hat und viele eben dort waren. Wir haben gesungen und die Psalmen gelesen und dann war auf einmal ein Schrei zu hören. Wir wussten auch gar nicht, was war. Brüder, die neben Frère Roger saßen, haben ihn rausgetragen. Er war da bereits 90 Jahre alt und ich dachte, ihm ist vielleicht schlecht geworden.“
Doch nach kurzer Zeit sei ein Bruder mit der Nachricht zurück gekommen, dass Frère Roger einem Attentat zum Opfer gefallen sei. Man habe gemeinsam weiter gesungen und gebetet, im Andenken an den Prior, lässt Frère Richard die dramatischen Momente Revue passieren.
„Danach haben die Brüder und die Schwestern sich die Zeit für die Menschen genommen, die einen Schock hatten. Die Stimmung war zunächst gedrückt, aber auch schon nach dem zweiten und dritten Tag konnte man wieder über etwas lachen. Frère Roger war in der Kirche aufgebahrt. Viele Menschen kamen hierher. Wir haben unglaublich viele Telegramme, SMS, Briefe, Anrufe von so verschiedenen Leuten bekommen. Das hat uns Brüder sehr bewegt.“
Auch Papst Benedikt habe während des Weltjugendtages in Köln „sehr herzlich“ über Frère Roger gesprochen, zahlreiche Kondolenzschreiben und Anrufe aus der ganzen Welt, darunter auch orthodoxer Patriarchen, seien auch eine Bestätigung dafür gewesen, „was Frère Roger vielen Menschen bedeutet hat“, betont sein ehemaliger Mitbruder. Dies sei auch heute, 13 Jahre nach seinem Tod, noch spürbar:
„In meiner Generation, wir haben 30 Jahre oder länger mit ihm zusammengelebt, ist es sehr präsent. Oft sage ich mir: Was würde er jetzt dazu sagen? Es gibt in Taizé viele Ausdrücke, wie in den Gebeten, die auf ihn zurückgehen.“ Doch die junge Generation habe den Gründer der Gemeinschaft nicht mehr persönlich gekannt – und es sei auch gar nicht in dessen Sinn gewesen, in den Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens gestellt zu werden, stellt Frère Richard klar. „Aber wir wollen Gedanken und Intuitionen von ihm bewahren und auch weiterentwickeln. Das war für ihn ganz wichtig. Er hat ja selbst immer wieder Texte neu geschrieben, immer wieder aufbrechen wollen. Und wir sind ihm treu, auch wenn wir immer weitergehen.“
Frère Roger habe in früheren Jahren vielen, auch ärmsten Gebieten der Welt, Besuche abgestattet und in Slums mitgelebt, auch wenn ihm das aufgrund seines Alters nicht mehr möglich war, erinnert sich Frère Richard. „Sein Nachfolger Frère Alois hat das aber direkt wieder aufgenommen. Das war ganz wichtig, diese Universalität weiter zu entwickeln. Das waren auch die letzten Worte von Frère Roger an einen Mitbruder. Er hat einen unfertigen Satz gesagt, in die Richtung: Die Gemeinschaft ermöglicht, etwas zu erweitern. Das haben wir als eine Art Testament verstanden. Das haben wir uns zu Herzen genommen. Es gibt viel mehr Workshops mit verschiedenen Themen als vorher, Freundschaftstreffen zwischen Christen und Muslimen. Das sind Dinge, die einfach weitergegangen sind.“
Etwa einhundert Männer aus 25 Ländern bilden die kleine Kerngemeinschaft von Taizé, doch für Tausende von jungen Menschen stellt sie einen wichtigen spirituellen Bezugspunkt dar. Auf die Frage, wie er die Zukunft der Gemeinschaft sehe, entgegnet Frère Richard:
„Ich möchte nicht zu viel in die Zukunft sehen, sondern im Heute leben. Das ist auch sein Vermächtnis. ,Im Heute Gottes leben´ war auch ein Buchtitel von Frère Roger. Und es waren auch Worte, die wir leben möchten. Ich wünsche mir, dass wir aufmerksam bleiben auf die Begegnungen, auf die Rufe und Einladungen.“
(domradio)
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