Großbritannien: „Entsetzlicher Missbrauch" an zwei Ordensschulen
Über 40 Jahre hinweg seien an den Einrichtungen Ampleforth in der Grafschaft North Yorkshire und Downside in Somerset Kinder sexuell missbraucht worden, heißt es in dem am Donnerstag von der unabhängigen staatlichen Untersuchungskommission (IICSA) veröffentlichten Bericht. Die jüngsten Opfer seien sieben Jahre alt gewesen. Die Untersuchung stützt sich unter anderem auf Aussagen von Betroffenen.
Die Englische Benediktinerkongregation reagierte in einer ersten Stellungnahme mit Betroffenheit und dem Verweis auf noch laufende Untersuchungen. Der Bericht hebe hervor, „wie mangelhaft viele unserer bisherigen Antworten“ in Fragen des Missbrauchs gewesen seien. Betroffene ehemalige Schüler werden gebeten, sich zu melden.
Kultur der Akzeptanz von Missbrauch
Die katholische Bischofskonferenz von England und Wales betonte, sie werde die Untersuchung der Fälle unterstützen, und wiederholte ihr Bekenntnis, jeder sexuelle Missbrauch von Kindern und schutzbedürftigen Erwachsenen sei „sowohl kriminell als auch schädlich“. Die Kirche verurteile „solche Verbrechen vorbehaltlos“, die Täter müssten vor Gericht gestellt werden.
Die Untersuchung zu den beiden Benediktiner-Schulen stützt sich unter anderem auf Aussagen von Betroffenen. In beiden Institutionen habe es eine „Kultur der Akzeptanz" und eine „eklatante Offenheit" von missbräuchlichem Verhalten gegeben, heißt es. Viele Täter hätten ihre sexuellen Interessen nicht vor den Kindern versteckt; Opfer seien vor den Augen ihrer Mitschüler missbraucht worden. Die Vorwürfe reichen den Angaben zufolge bis in die 1960er Jahre zurück und umfassen ein „breites Spektrum" an Missbrauch, zum Teil mit sexuellem oder sadistischem Charakter.
Der Ruf der Schule habe stets Vorrang vor dem Schutz der Kinder gehabt
Der Ruf der Schule habe stets Vorrang vor dem Schutz der Kinder gehabt, heißt es weiter. „Ampleforth und Downside versuchten jahrzehntelang, der Polizei und den Sozialdiensten keine Informationen über sexuellen Missbrauch von Kindern zu geben", so die Leiterin der Untersuchung, Alexis Jay. Im Gegenteil seien beide Schulen bemüht gewesen, die Vorwürfe zu vertuschen, auch nach Einführung neuer Aufklärungs- und Präventionsstandards im Jahr 2001.
Insgesamt zehn Personen, darunter auch Ordensbrüder, seien in der Vergangenheit wegen Missbrauchs verwarnt oder verurteilt worden. Der Bericht geht jedoch von einem noch wesentlich höheren Ausmaß von Übergriffen aus.
(kna/kap – gs)
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