Italien: 148 Migranten dürfen nicht vom Schiff
„Wir sind erleichtert zu erfahren, dass Kinder das Schiff verlassen durften, und wir bestehen darauf, dass alle anderen Migranten, sowohl Männer als auch Frauen, ebenfalls von Bord gehen dürfen, damit die Tragödie endet, die sie erleben“, schreibt der Generalvikar des Erzbistums Catania. Humanitäre Gründe hätten in diesem Fall Vorrang vor den „zahlreichen anderen Erwägungen“.
Die „Diocotti“ ist ein Schiff der italienischen Küstenwache, dem der italienische Innenminister Matteo Salvini seit Montagabend verbietet, die aus Seenot geretteten Migranten von Bord zu lassen. „Mein Job ist es, die italienischen Grenzen zu schützen“, betonte der Politiker der Rechtspartei „Lega“. Inzwischen lenkte er im Fall der Minderjährigen ein. Die 29 Kinder und Jugendlichen wurden Mittwochabend in Aufnahmezentren auf Sizilien überstellt.
Staatsanwalt erwägt eine Anklage wegen Freiheitsentzug
Was mit den 148 Erwachsenen auf der „Dicotti“ geschehen soll, ist unklar. Die hygienischen Verhältnisse auf dem Schiff der Küstenwache sind miserabel. Der Staatsanwalt von Agrigent sprach nach einer Inspektion an Bord Donnerstagvormittag von „illegalen“ Bedingungen für die Migranten auf der „Diciotti“ und sagte, er erwäge eine Anklage wegen Freiheitsentzug. „Es steht der Politik zu, Entscheidungen zu treffen, aber diese Entscheidungen können nicht im Widerspruch zur italienischen Verfassung und zum Strafrecht stehen“, so der Staatsanwalt.
Sant'Egidio: Sofort mit Registrierung beginnen
Indessen brachte die katholische Basisgemeinschaft Sant'Egidio den Vorschlag ein, sofort mit der Registrierung der Migranten auf dem Schiff zu beginnen. Italien solle sich so Gewissheit über ihre Identität und ihre möglichen Asylgründe verschaffen und sehen, ob besonders schutzwürdige, etwa kranke Menschen an Bord sind. Sant'Egidio selbst sei dazu bereit, einige der 148 Menschen aufzunehmen.
Zu Wort meldete sich auch der Vorsitzende der Gemeinschaft Papst Johannes XXIII. „Es ist gerecht und menschlich, wenn die italienische Regierung die Migranten auf dem Schiff Diciotti in Catania an Land gehen lässt“, schrieb Giovanni Paolo Ramonda. „Wir wissen sehr wohl, dass das Gewicht der Migrationsströme nicht allein auf Italien fallen kann, aber wir können nicht die Flüchtlinge, die eine schreckliche Reise und einen Aufenthalt in Libyen hinter sich haben, für die Nachlässigkeit Europas zahlen lassen.“ Italiens Premier Giuseppe Conte hatte einmal mehr die Aufnahme der Bootsflüchtlinge in anderen europäischen Ländern gefordert.
(vatican news – gs)
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