Kardinal Daniel DiNardo Kardinal Daniel DiNardo 

Kardinal DiNardo: „Schweres moralisches Versagen der Kirche"

Kardinal Daniel DiNardo, Erzbischof von Galveston-Houston, hat eine Erklärung zu den Missbrauchsvorwürfen gegen Erzbischof Theodore McCarrick abgegeben. Der Präsident der US-Bischofskonferenz beklagt darin ein moralisches Versagen der Kirche und fordert die Aufklärung im Fall McCarrick.

In seinem Schreiben geht Kardinal DiNardo scharf mit seiner Kirche ins Gericht: „Die Vorwürfe gegen Erzbischof Theodore McCarrick offenbaren ein schweres moralisches Versagen innerhalb der Kirche. Sie verursachen bei Bischöfen Wut, Trauer und Scham. Ich weiß, dass sie es bei mir tun.“ Alle Bischöfe sollten sich fragen, wie Gottes Volk geschützt werden könne. Sowohl die Missbräuche selbst, als auch die Tatsache, dass sie über Jahrzehnte hinweg geheim blieben, hätte auch den Opfern großes Leid zugefügt.

Zugleich bat DiNardo Opfer von sexuellen Übergriffen oder Belästigungen in der katholischen Kirche, sich zu melden und im Fall möglicher Straftaten auch die lokalen Strafverfolgungsbehörden einzuschalten. 

Kirche muss den Fall aufklären

 

Die Kirche müsse begründen, wieso die Taten nicht viel früher ans Licht gekommen seien, obwohl sie an Kirchenmänner herangetragen wurden, so der Kardinal weiter. Eine andere Herausforderung sei es, die priesterliche Berufung zu erkennen und ausleben zu können, ohne einem Machtmissbrauch ausgesetzt zu sein.

McCarrick habe gegen das Keuschheitsgebot verstoßen und die Menschenwürde der Opfer verletzt, klagt DiNardo. Deswegen sehe er zu Recht einem kanonischen Prozess beim Heiligen Stuhl entgegen. Allerdings müsse auch die Kirche in den Vereinigten Staaten dringend handeln. DiNardo beschreibt in vier Punkten, was die Kirche von nun an zu tun habe.

Barmherzigkeit und Gerechtigkeit für Missbrauchsopfer in der Kirche

 

„Erstens ermutige ich meine Brüderbischöfe mit Barmherzigkeit und Gerechtigkeit auf jeden zu reagieren, der von irgendjemandem in der Kirche sexuell missbraucht oder belästigt wurde. Wir sollten tun, was wir können, um sie zu begleiten“. Opfer sexueller Übergriffe in der Kirche sollten es nicht für sich behalten, sondern sich an die Kirche und die Polizei wenden.

Außerdem werde die US-Bischofskonferenz die Fragen, die im Fall McCarrick offen sind, so gut wie möglich beantworten. „Auf jeden Fall wollen wir die Wahrheit in dieser Angelegenheit herausfinden“, schreibt DiNardo. Eine „geistliche Bekehrung“ sei notwendig, um die richtige Beziehung „zwischen uns und dem Herrn“ wiederherzustellen. „Unsere Kirche leidet unter einer Krise der Sexualmoral“, schreibt DiNardo abschließend. In der Zukunft wolle man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.

Erzbischof McCarrick wird vorgeworfen, als Pfarrer einen Minderjährigen sexuell missbraucht zu haben. Der Anklage nach ereigneten sich die Taten in der Diözese New York vor mehr als 30 Jahren. Laut Medienberichten soll McCarrick auch Priesteranwärter zum Sex gezwungen haben. Nachdem die Vorwürfe bekannt geworden waren, ist McCarrick aus dem Kardinalskollegium ausgetreten.

(vatican news -bw)
 

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02. August 2018, 14:19