El Salvador bereitet sich auf Romero-Heiligsprechung vor
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Romero war Erzbischof von San Salvador, er widersetzte sich der rechten Militärdiktatur und wurde deswegen 1980 während einer Messe erschossen. Dass sich die Befreiungstheologie flugs auf ihn berief, machte den Seligsprechungsprozess für Romero äußerst kompliziert und zäh; erst ein lateinamerikanischer Papst musste kommen, um Romero zur Seligsprechung und – im kommenden Oktober – zur Heiligsprechung zu bringen.
Die Katholiken in El Salvador bereiten sich derzeit mit Wallfahrten auf die Heiligsprechung vor. Der „Camino de Romero“ führt von seiner Kathedrale in der Hauptstadt nach Ciudad Barrios, wo er geboren wurde.
Wie ein Fluss, der seine Richtung ändert
Der Weihbischof von San Salvador, Kardinal Gregorio Rosa Chavez, hielt jetzt zum Abschluss einer Wallfahrt mehrerer Bistümer eine Messe in Ciudad Barrios. Auch hier war der Versuch deutlich, Romero aller Instrumentalisierungen zu entkleiden: eine Heimholung ins Kirchliche.
„Romero war vor allem Priester – er starb nicht umsonst am Altar. Nicht weit von hier steht die Kirche, in der er jeden Tag vor dem Allerheiligsten betete, und hier wurde er getauft. Wie ein Fluss, der seine Richtung ändert, sind wir hierher zu seinen Ursprüngen gekommen. Wir sind ein mächtiger Fluss, aus allen Teilen des Landes, gekommen, um an der Wiege des Propheten zu stehen.“
Geburtshaus soll wiederaufgebaut werden
Der Kardinal kündigte unter dem Beifall der Zuhörer an, dass das Haus, in dem Romero 1917 geboren wurde, wiederaufgebaut werden soll. Pilgern soll es anschaulich machen, wie der Heilige seine Kindheit verbrachte. „Es gibt Fotos vom Haus, wie es damals ausgesehen hat, von der Küche bis hin zum Hof und zum Pferdestall. Also, wir hoffen, dass es eines Tages soweit ist, dass das Haus wiederersteht – so wie du es als Kind gekannt hast, von uns wiederaufgebaut.“
Kardinal Gregorio Rosa Chavez ist in El Salvador seit Jahrzehnten eine Art geistlicher Nachlassverwalter Romeros. Er sprach von zahlreichen Wundern des künftigen Heiligen, auch jenseits der offiziell für die Selig- und Heiligsprechung anerkannten Wunder. Und er prägte seinen Zuhörern die kirchliche Lesart von Romeros Vita ein.
„Dieser Mann entschied, an der Seite des Volkes zu stehen, um es zu begleiten und zu verteidigen – bis hin zum Vergießen des Blutes. Romero, Märtyrer für sein Volk! Aber warum gelang Romero das alles? Weil er Jesus Christus entdeckt hatte. Das ist es, was viele noch nicht verstehen. Romero war ein politischer Prophet, weil er auf den Heiligen Geist hörte. Als ich damals seine letzte Ansprache hörte, in der er sich gegen die Unterdrückung wandte, dachte ich: Damit hat er sich sein Todesurteil eingehandelt. Dieser Mann hat sein Leben für sein Volk gegeben, weil er Jesus Christus liebte.“
Romeros Kanonisierung bedeute eine wichtige neue Etappe für die Kirche und die Gesellschaft in El Salvador. Die Kirche im Land müsse Maß nehmen an ihrem neuen Heiligen. „Wer ist dieser Jesus, dem Romero nachfolgte? Was wäre heute sein Facebook-Profil? Jesus würde sagen: Der Mann, der in ständigem Kontakt zum Vater stand, im Gebet. Der Mann voller Leidenschaft für das Reich Gottes und voller Mitgefühl für sein Volk. Das wäre im Facebook Gottes das Profil Jesu – und in diesem Spiegel hat sich Romero gesehen.“
(Vatican News - sk)
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