Marokko/Spanien: „Migranten haben Anrecht auf bessere Zukunft“
Mario Galgano und Patricia Ynestroza – Vatikanstadt
Die iberische Halbinsel scheint zum neuen Hauptziel für Migranten geworden zu sein. Tausende auswanderungswilliger Afrikaner versuchen, über das Transitland Marokko europäisches Territorium zu erreichen. Ende Juli hatten mehrere Hundert Menschen den sechs Meter hohen Grenzzaun überwunden und seien dabei ungewöhnlich aggressiv gegen die Grenzbeamten vorgeganen. Berichte zufolge hatten die Migranten selbstgebaute Flammenwerfer und Ätzkalk eingesetzt, um auf spanisches Territorium zu gelangen. Der Erzbischof von Tanger zweifelt im Gespräch mit Vatican News daran, dass diese alarmierenden Nachrichten tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Doch etwas Schlimmes sei bei diesem Vorfall sicherlich geschehen.
„Was in Ceuta passiert ist, reiht sich ein in das, was die Migranten derzeit erleben müssen. Sie sind gezwungen, eine verschlossene Grenze zu überqueren. Was aus dem Ruder gelaufen ist, ist der Einsatz von Gewalt. Ich persönlich weiß nicht, wie und was sich genau abgespielt hat, ich weiß nur, dass solche Ereignisse den Migranten selber einen Schaden zufügen.“
Denn mit negativen Schlagzeilen würden in Europa gerade diejenigen Aufwind bekommen, die sich für noch mehr verschlossene Grenzen einsetzten. Man müsse jedoch die Perspektive ändern und darauf sehen, weshalb überhaupt Menschen bereit seien, ihre Häuser zu verlassen und eine strapaziöse und teilweise lebensgefährliche Reise aufzunehmen.
„Wir müssen uns vor Augen halten, dass es sich um Menschen handelt. Sie sind nicht gewalttätig, zumindest die Mehrheit nicht. Wer mit Gewalt reagiert hat, tat dies wohl aus bestimmten Gründen, auch wenn dies sicherlich nicht hinnehmbar ist. Was ich sehe, sind Menschen, die bereit sind, die Grenzen zu überschreiten, weil sie sich eine bessere Zukunft erhoffen.“
Leider sehe er, dass sich derzeit ein latenter Rassismus in Europa ausbreite und das führe dazu, dass das Schicksal der Migranten vielen Europäern „im besten Falle egal“ sei. Zwar habe die Europäische Union das Recht, ihre Grenzen zu kontrollieren und jene abzuweisen, die sich nicht an die europäischen Gesetze hielten, doch andererseits müsse man auch jenen eine Chance bieten, die sich eine bessere Zukunft erhoffen, so der Appell des Erzbischofs.
(vatican news)
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