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Deutsche Ordensschwester: „Japan kommt nicht zur Ruhe“

Kurz zuvor wütete Taifun Nummer 21 auf Hokkaido, dann erschütterte in der Nacht vom 5. auf den 6. September mit einer Stärke von 7 auf der Richterskala das stärkste Erdbeben, das dort je registriert wurde, die größte Insel Japans.

Claudia Kaminski - Vatikanstadt

Über die Auswirkungen der Naturkatastrophen spricht Schwester Maria Caelina mit Vatican News. Die aus Heede im Emsland stammende Thuiner Franziskanerin ist seit 25 Jahren in der Mission in Japan tätig: „Nach dem Taifun haben wir nach draußen geschaut und haben gedacht, wir sind in einer anderen Welt, so verheerende Ausmaße hatte dieser Sturm. Fensterscheiben, wenn man von Fensterscheiben sprechen möchte, dann will man nach draußen schauen, das war uns nicht möglich, weil sie besetzt waren von den zerfetzten Blättern der Bäume.“ Bäume und Blätter habe der Taifun regelrecht zerhackt, erinnert sich die Ordensfrau. Mehr als zehn fast 30 Meter hohe Bäume auf dem Klostergelände seien entwurzelt und umgestürzt und es werde sicher Wochen, wenn nicht Monate dauern, alles zu säubern und aufzuräumen.

„An Taifune kann man sich nicht gewöhnen“

Auf die Frage, ob man sich an so viele Taifune eigentlich gewöhnen könne, antwortet Schwester Caelina spontan: „Da kann man sich nicht dran gewöhnen. Und ich muss ganz ehrlich gestehen, die Taifune werden jedes Jahr heftiger, intensiver und richten immer mehr Schäden an.“

Für Schwester Caelina ist es der bisherige Höhepunkt der Taifunzeit. Auch das Erdbeben haben die Schwestern deutlich gespürt. Doch die resolute Ordensschwester hatte keine Angst, berichtet sie uns – und dank der Erfahrungen von 2011, als ein verheerendes Erdbeben das Kernkraftwerk von Fukushima stark beschädigte, habe sie intuitiv gehandelt und sich um die ihr anvertrauten Schwestern gekümmert. Damals leitete sie ein Kinderheim in Ichinoseki, rund 100 km von der beschädigten Anlage entfernt.

Zum Nachhören

Immer wieder Nachbeben

 

Aber es sei jetzt wirklich schlimm gewesen, ohne Kommunikationsmöglichkeiten und von der Außenwelt abgeschnitten – auch das Mobilfunknetz sei teilweise noch nicht vollständig wiederhergestellt. Derzeit herrsche auch im Kloster noch Nahrungsmittelknappheit, da es kein Benzin gebe und teilweise die Straßen durch Erdrutsche noch unpassierbar seien. Tatsächlich komme Japan nicht zur Ruhe beklagt Schwester Caelina: „Es gibt immer noch Nachbeben, auch gestern Abend hatten wir noch ein stärkeres Nachbeben. Wir können nicht sagen: Das ist jetzt alles vorbei.“

In der von ihr geleiteten Niederlassung der Thuiner Franziskanerinnen leben 51 Schwestern, von denen über die Hälfte pflegebedürftig ist. Das sei in den Tagen ohne Wasser und Strom eine echte Herausforderung gewesen – medizinisch und pflegerisch, aber alle hätten die Katastrophen unverletzt überstanden.

Hintergrund

 

Japan ist absolutes Risikogebiet für Erdbeben, da dort vier Erdplatten aufeinanderstoßen. Zudem gehören Taifune zu den schwersten Stürmen im Nordwestpazifik. Bei den Naturkatastrophen der vergangenen Woche verloren 40 Menschen ihr Leben und es gab Hunderte Verletzte. Die Regierung hatte 4.000 Soldaten für Rettungsarbeiten mobilisiert. Die Stromversorgung ist noch immer nicht gesichert, da ein für die Versorgung der Region zuständiges Wärmekraftwerk durch das Beben beschädigt wurde. Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, bis auf weiteres Strom zu sparen.

(vatican news - ck)
 

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10. September 2018, 12:01