Syrien: Heimkehr obwohl weiter gekämpft wird Syrien: Heimkehr obwohl weiter gekämpft wird 

Libanon: Hunderte Flüchtlinge kehren nach Syrien zurück

Rückkehr trotz Krieg: 200 syrische Flüchtlinge, darunter etliche Frauen und Kinder, sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Sie waren zuvor in der nordlibanesischen Hafenstadt Tripoli. Die Rückkehr kam zustande, nachdem die libanesische Regierung eine Kehrtwende in ihrer Asylpolitik angekündigt hat: Sie will direkt mit der syrischen Regierung über die Rückführung von Flüchtlingen sprechen und dafür Garantien erhalten, dass die Rückkehrer in Frieden leben können.

Claudia Kaminski und Emiliano Sinopoli - Vatikanstadt

An dem Projekt beteiligt sich auch das katholische Hilfswerk Caritas Libanon. Die Gruppe syrischer Flüchtlinge, die in ihre Heimat zurückgekehrt ist, hatte sich vor vier Tagen an die syrische Grenze aufgemacht und wurde nun in das Gebiet um Homs in Zentral-Syrien gebracht. Organisiert wurde der Transport von der Regierung in Damaskus und Sicherheitsdiensten. Dies berichten gleichlautend die offizielle libanesische Agentur Nna sowie die syrische Regierungsbehörde Sana. Weitere Flüchtlingsströme aus dem Gebiet Shabaa und Nabatiye im Südlibanon und aus der Region Metn in der Nähe der Hauptstadt Beirut sollen folgen.

Zum Nachhören

Nun ist allgemein bekannt, dass in Syrien weiterhin Krieg und Gewalt herrscht. Weshalb gibt es dann Rückführungen? Dazu sprach Vatican News mit dem Präsidenten der libanesischen Caritas, Pater Paul Karam: „Die große Anzahl von Flüchtlingen belastet sowohl die libanesische Gesellschaft als auch das alltägliche Leben in unserem Land. Die mit den Sicherheitskräften und der libanesischen Regierung getroffene Vereinbarung zielt darauf ab, die Rückkehr derjenigen sicherzustellen, die dies tun wollen.“

Die Syrer hätten die Grenze zu ihrem Heimatland in Bussen überquert und nach Abschluss der Repatriierungsmaßnahmen werde vieles sicher leichter, ist der Pater überzeugt. Als „weder ruhig noch friedlich“ beurteilt der Caritas-Vertreter hingegen die Situation im Libanon, wenn auch friedlicher als im syrischen Nachbarland. Die Libanesen seien sehr großzügig gewesen: „Aber jetzt, nach sieben Jahren des Konflikts im Nachbarland, können wir das nicht mehr sagen: Bis zu 38 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze; und es gibt eine hohe Arbeitslosigkeit. 37 Prozent der Libanesen sind ohne Arbeit, die meisten davon junge Leute. So verlieren wir die jugendliche Kraft des Landes!“, beklagt Karam. Es beunruhige ihn, dass sich der gesamte Nahe Osten seit Jahren in einer Krisensituation befinde.

Lösung durch die internationale Gemeinschaft notwendig

 

Die internationale Gemeinschaft habe weder das Problem in Bezug auf die Palästinenser, Israel, den Libanon noch das gesamte Gebiet des Nahen Ostens gelöst. Der Pater klagt: „Jedes Problem oder jede Bedrohung eines neuen Krieges wird viel Schaden anrichten und den Preis werden die Schwächsten zahlen: die Ärmsten und andere. Was wird das Ergebnis sein? Mehr Kriege, mehr Tote, mehr Flüchtlinge?" Das könne nicht die Lösung der internationalen Gemeinschaft sein, forder Karam, man müsse für wahre Gerechtigkeit in dieser Welt arbeiten.

Im Libanon treffen seit 2011 mehr als eine Million syrischer Flüchtlinge mit einer libanesischen Bevölkerung von nur knapp vier Millionen Menschen zusammen. Die Wirtschaft ist am Rand des Kollaps, viele leben am Existenzminimum. 

(vatican news - ck)

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08. September 2018, 10:00