Missbrauch in Australien: Mea culpa der Regierung für jahrzehntelanges Wegschauen
Mario Galgano – Vatikanstadt
Im Parlament in Canberra hörten die Politiker gespannt auf die Worte Morrisons. Er ging auf die tragischen Missbrauchsfälle ein und sagte ohne Umschweife: „Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt hat es in Schulen, Kirchen, Jugendgruppen, Sportvereinen und Kinderheimen Missbrauch gegeben“. Als Vertreter der Regierung wolle er deshalb bei den Kindern und ihren Eltern, „deren Vertrauen missbraucht wurde“, um Verzeihung bitten. Er wolle auch all jene um Verzeihung bitten, die auf die Fälle aufmerksam gemacht hätten, aber nicht gehört worden seien. Nach diesen klaren Worten erhoben sich die Abgeordneten zu einer Schweigeminute.
Im Namen der Bischofskonferenz sprach Erzbischof Mark Coleridge, Erzbischof von Brisbane. Im Gespräch mit Vatican News sagt er, dass der Missbrauch von Kindern „ein völliger Verrat am Evangelium Jesu Christi ist, und das hätte nie passieren dürfen“. Auch Schwester Monica Cavanaugh, die Australiens Ordensleute vertritt, sagt:
„Die Bitte um Entschuldigung von Seiten der Regierung und der staatlichen Institutionen, nachdem die Königliche Kommission die Missbrauchsfälle untersucht hat, sind ein wichtiger Beitrag, der den Mut der Missbrauchsopfer hervorhebt und die Suche nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung fördert. Wir denken zu diesem Zeitpunkt zuerst an die Opfer.“
Die Worte des Bischofs und der Ordensvertreterin sind eine Reaktion auf die Entschuldigungsbitte des australischen Premierministers. Die Worte des Regierungschefs kamen zum Abschluss der fünfjährigen Untersuchung, die landesweit geführt wurde. Diese Untersuchung hatte ergeben, dass Zehntausende von Kindern in den vom Premierminister genannten Institutionen sexuellen Missbrauch erlitten hätten. Hier nochmals die Worte des Regierungschefs:
„Heute steht Australien vor einem Trauma, einem Gräuel, das viel zu lange in aller Öffentlichkeit versteckt wurde. Wir müssen so demütig sein, uns vor den Opfern zu verbeugen und sie um Entschuldigung zu bitten. Ein Leid, das nur von tiefer Trauer und Verlust spricht. Als Nation haben wir sie im Stich gelassen, wir haben sie verlassen, und das wird immer unsere Schande sein. Die Verbrechen des sexuellen Missbrauchs geschahen in Schulen, Kirchen, Jugendgruppen, Spähtrupps, Waisenhäusern, Pflegeheimen, Sportvereinen, Gruppenheimen, Wohltätigkeitsorganisationen und auch in Familienhäusern. An die Kinder, bei denen wir versagt haben: wir bitten um Entschuldigung. An die Eltern, deren Vertrauen missbraucht wurde und die sich bemüht haben, den Opfern beizustehen: wir bitten um Entschuldigung. An jene, die uns rechtzeitig darüber berichtet haben, auf die wir aber nicht gehört haben: wir bitten um Entschuldigung. An die Ehefrauen, Ehemänner, Kinder, die mit den Folgen des Missbrauchs zu tun haben: wir bitten um Entschuldigung. An die Kinder und Jugendliche der Vergangenheit und Gegenwart: wir bitten um Entschuldigung.“
Als Reaktion auf die öffentliche Entschuldigungsbitte des Premierministers Morrison wurden von katholischen Diözesen, Gemeinden, Schulen, Ministerien und Behörden lokale Informationsveranstaltungen geplant. Erzbischof Coleridge nannte diese Ereignisse „einen bedeutenden Moment in unseren laufenden Bemühungen, Australien sicher für alle Kinder und Jugendlichen zu machen“.
(vatican news)
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