Brasilien: Bischöfe erteilen Populismus eine Absage
„Es geht darum, dass die Katholiken schauen müssen, ob der Kandidat mehr Demokratie verwirklichen möchte, oder weniger“, sagte der CNBB-Generalsekretär Bischof Leonardo Steiner am Montag im Interview mit der Nachrichtenplattform „uol.com.br“. Die aus dem ersten Wahlgang am Sonntag hervorgegangenen stimmenstärksten Politiker, der Rechtspopulist Jair Bolsonaro und der Linkskandidat Fernando Haddad, haben zu Wochenbeginn ihren Wahlkampf für die Stichwahl gestartet.
Bischof Steiner warnte vor Ressentiments und Leichtgläubigkeit gegenüber Wahlversprechen: „Wir dürfen nicht mit einem hasserfüllten Herzen wählen, und wir dürfen nicht glauben, dass sich Brasilien von einer Stunde zur anderen verändern kann. Es gibt keine Heilsbringer für das Land, sondern es gibt eine Demokratie, und an deren Aufbau muss permanent gearbeitet werden.“ Steiner betonte, dass sich die Hoffnung in Beständigkeit verwirklichen müsse: „Als Christen sind wir immer Menschen der Hoffnung. Und wer ein Mensch der Hoffnung ist, der baut an der Demokratie.“
Taktik der Kontrahenten
Unterdessen versprach der von vielen Freikirchen unterstützte Rechtskandidat Jair Bolsonaro am Montag auf Twitter, im Fall eines Wahlsiegs die Zahl der Ministerien zu senken, Staatsunternehmen zu privatisieren sowie Bundesstaaten und Gemeinden mehr wirtschaftliche Kraft zu verleihen. Fernando Haddad wiederum, dessen Arbeiterpartei (PT) traditionell von den befreiungstheologisch ausgerichteten kirchlichen Segmenten unterstützt wird, reiste in die südbrasilianische Stadt Curitiba und besuchte dort den inhaftierten Ex-Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva. In einer Gefängniszelle berieten die Parteifreunde drei Stunden lang über die Strategie für die zweite Wahlrunde am 28. Oktober.
Den ersten Wahlgang am Sonntag hatte Bolsonaro klar gewonnen: Der auch als „Donald Trump Brasiliens“ bezeichnete Rechtspopulist kam auf rund 46 Prozent der Stimmen und landete damit weit vor seinem Rivalen Haddad, der auf 29 Prozent kam. Bolsonaros bisher kleine Partei PSL wurde zudem zweitstärkste Kraft im Abgeordnetenhaus. Der zweite und entscheidende Wahlgang dürfte aber deutlich enger ausfallen als die erste Runde.
(kap - jm)
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