Südsudan: Bischöfe beten im größten Flüchtlingslager der Welt
An die 290.000 Vertriebene leben in Bidi Bidi in Zelten und Baracken. „Es hat mich zum Weinen gebracht, als ich ins Lager kam“, schildert uns Pater James Oyet Latansio am Telefon. „Da kamen Mädchen und baten uns, ihnen Binden für die Monatsblutung zu kaufen, weil sie nichts, wirklich nichts haben. Sie sagten uns, wir können nicht zur Schule gehen. Es gibt nicht genug Essen, das Geld für das Allernötigste fehlt.“ Alle Bischöfe seien von der dramatischen Lage betroffen gewesen, so der Pater. Sie hätten daraufhin einen Aktionsplan entworfen und die Politiker aufgefordert, dafür zu sorgen, dass das erst vor einem Monat unterzeichnete Friedensabkommen hält, sodass Millionen von Vertriebenen in den Südsudan zurückkehren können.
Der Bürgerkrieg im Südsudan, dem christlich geprägten und im Übrigen jüngsten Staat Afrikas, brachte die Entwicklung des ohnehin armen Landes zum Erliegen, die Armut scheint ausweglos. In fünf Jahren starben mindestens 50.000 Menschen, mehr als zwei Millionen ergriffen die Flucht, sie leben als Vertriebene im eigenen Land oder retteten sich über die Grenzen. Genau diesen Menschen muss die Aufmerksamkeit der Bischöfe gelten: das sagte Papst Franziskus den Oberhirten von Sudan und Südsudan beim Ad-Limina-Besuch in Rom letztes Jahr im September.
Die Bischöfe kamen dieser Einladung nach und organisierten nun einen sechstägigen Besuch in Bidi Bidi. Die Flüchtlinge seien ihrerseits bewegt gewesen. „Die Stimme des Papstes berührte die Herzen des ganzen sudanesischen Volkes“, sagt Pater Latansio. „Er gab uns die Gewissheit, dass wir nicht allein sind: Es gibt den Papst, der für uns betet und die Welt daran erinnert, an diesen Orten Frieden zu bringen".
Ein noch fragiles Friedensabkommen
Auch ein Streifen Hoffnung zeichnet sich am Horizont ab: Am 12. September diesen Jahres kam ein Friedensabkommen für den Südsudan zustande. Unterzeichnet wurde es in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba vom südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir und seinem Rivalen, dem Rebellenführer Riek Machar. Allerdings: „In Wirklichkeit sind beide pessimistisch", sagt Pater Latansio. Das Abkommen habe einige politische Knoten aufgelöst, ohne freilich die zugrundeliegenden Probleme anzugehen. Das seien die Konflikte der verschiedenen Ethnien über die Machtverteilung in den Regionen des Landes. „Aber wir warten zuversichtlich“, so der Pater, „und als Kirche werden wir uns verpflichten, mit den politischen Führern zusammenzuarbeiten, damit dieses von ihnen unterzeichnete Abkommen nicht nur auf dem Papier bleibt, sondern in ihren Herzen unterzeichnet wird. Wir hoffen, dass es früher oder später wirklich einen dauerhaften Frieden geben wird.“
(vatican news – gs)
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