Patriarchen: Westen trägt Mitschuld an Konflikten im Nahen Osten
Patriarch Sako erinnerte in seiner Rede an die langfristigen Ursachen, die im letzten Jahrhundert dazu beigetragen hätten, die Situation der indigenen christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten prekärer zu machen. Die besetzenden Westmächte hätten seit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches nicht die Absicht gezeigt, die Entstehung von Rechtsstaaten im Nahen Osten zu fördern. Sako bezog sich auf den israelisch-palästinensischen Konflikt als einen historischen Faktor, der zur Förderung des politischen Islam beigetragen habe sowie auf das noch aus Kreuzfahrerzeiten stammende Vorurteil nachdem Christen im Nahen Osten als „Verbündete“ der westlichen Politik gesehen würden.
Der Sturz des Hussein-Regimes (2003) habe den Irak in ein echtes Chaos gestürzt mit einem politisch-institutionellen Vakuum. Sektierertum, Korruption und Vermehrung von Milizen außerhalb der Kontrolle der staatlichen Autorität hätten seither zugenommen. Diese Instabilität im Nahen Osten habe zum Dilemma der Christen beigetragen, betonte der Patriarch.
Sako wurde noch deutlicher und bekräftigte, „westliche Entscheidungsträger“ hätten alles getan, um ihre Wirtschaft zu fördern und ihren eigenen Interessen (Erdöl, Waffen) zum Nachteil der Länder zu dienen. Der irakischen Regierung bescheinigte er Fehlverhalten im Hinblick auf die Binnenvertriebenen, die keine Hilfe für eine Rückkehr in ihre Heimat der Niniveh-Ebene erhielten.
Patriarch Sako vertrat die Überzeugung, dass das Volk genug gelitten habe und betonte, dass die Länder des Nahen Ostens aus dem derzeitigen Krisenzustand nur dann hervorgehen könnten, wenn die Gleichberechtigung aller Bürger anerkannt würde, wenn die Lehrpläne der Schulen von jeder Aufforderung zur Diskriminierung befreit würden und wenn weder die Ideologie des Dschihad im Islam oder der Heilige Krieg im Christentum noch eine Rolle spielten.
Erinnerung an entführte Bischöfe
Kardinal Sako hoffte auch, dass der jüngste Besuch von Papst Franziskus in den Vereinigten Arabischen Emiraten und die Veröffentlichung des Dokuments über die menschliche Brüderlichkeit, das er mit dem Großimam von al Azhar unterzeichnet hatte, dazu beitragen würden, die Ursachen des religiösen Fanatismus zu beseitigen.
Der syrisch-orthodoxe Patriarch Mor Ignatios Aphrem II. erinnerte in seiner der Situation in Syrien gewidmeten Rede an die beiden Erzbischöfe von Aleppo - den griechisch-orthodoxen Boulos Yazigi und den syrisch-orthodoxen Mar Gregorios Yohanna Ibrahim -, die während des Konflikts im April 2013 verschwunden waren. Er beklagte auch die Abwesenheit von Vertretern der syrischen Regierung unter den zum Sicherheitsgipfel eingeladenen Personen. Der Primas der Syrisch-Orthodoxen Kirche bemerkte, dass in der gegenwärtigen Phase das Leiden der syrischen Bevölkerung angesichts eines vom Konflikt verwüsteten Landes durch die Politik der internationalen Sanktionen, die von einigen Ländern gegen Syrien verhängt werden, verschärft werde.
An der internationalen Sicherheitskonferenz in München nahmen unter anderem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der US-Vizepräsident Mike Pence und der russische Außenminister Sergej Lavrov teil.
(fides – ck)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.