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Frankreich: Bischöfe erstaunt über Barbarin-Entscheid des Papstes

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Das muss sich der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Georges Pontier, am Dienstag gedacht haben. Er habe mit Erstaunen auf den Beschluss des Papstes reagiert, den Rücktritt des französischen Kardinals Philippe Barbarin nicht anzunehmen, erklärte er vor der Presse.

Wie Pontier gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP sagte, hätte er „kein solches Szenario erwartet, das einen Zwischenweg darstellt zwischen den zwei mutmaßlichen Szenarien“. In dem Gespräch mit AFP glaubt der Erzbischof von Marseille, dass der Papst diesen Beschluss aus dem „Konflikt zwischen zwei Anforderungen“ gefasst habe: Auf der einen Seite gehe es um die Anerkennung des juristischen Prozesses und auf der anderen gehe es um das Wohl des Lyoner Erzbistums.

Kardinal Barbarin war am 7. März wegen der Nicht-Anzeige sexueller Vergehen an Minderjährigen durch einen französischen Priester sowie unterlassener Hilfeleistung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Unmittelbar nach dem Urteilsspruch kündigte er an, bei Papst Franziskus seinen Rücktritt als Erzbischof einreichen zu wollen.

Zur Kenntnis genommen

Der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz ging auch auf die Frage ein, ob er es bevorzugt hätte, wenn Papst Franziskus den Rücktritt Barbarins angenommen hätte: „Es steht mir nicht zu, mich gegen den Papst zu positionieren.“ Er nehme die Entscheidung des Papstes „zur Kenntnis“. Den Rücktritt Barbarins anzunehmen sei dem Papst offensichtlich nicht angemessen erschienen, da der Zivilprozess gegen den Lyoner Erzbischof ja noch nicht zu Ende sei. „Er wollte nicht, dass es so wirkt, als würde er den Kardinal verurteilen, während die Justiz noch kein klares Urteil gefällt hat“, so Pontier weiter.

Kritische Töne gab es vom Opferverband „La Parole Libérée“, der im Prozess gegen Barbarin als Kläger aufgetreten war. Der Verband reagierte mit Unverständnis. Der Vorsitzende, Francois Devaux, nannte die Entscheidung des Papstes „einen Fehler zu viel“. Gegenüber AFP erklärte er in Bezug auf Franziskus: „Ich glaube, dass dieser Mann es schaffen wird, die Kirche zu töten.“

(afp/tagespost - mg)

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20. März 2019, 11:52