Eine einst stolze Stadt in Trümmern: Aleppo heute Eine einst stolze Stadt in Trümmern: Aleppo heute 

Pfarrer von Aleppo: Ein Kanister Olivenöl ist mittlerweile unerschwinglich

Olivenöl ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel in Syrien, doch leisten kann es sich hier kaum noch einer. Nahezu einem ganzen Monatslohn entspricht ein einziger Kanister. Einen solchen schenkt nun Ibrahim Alsabagh, Pfarrer der römisch-katholischen Gemeinde in Aleppo, jeder der von ihm betreuten bedürftigen Familien zur Fastenzeit. Auf vielerlei Weise hilft er den Ärmsten und macht dabei keine Unterschiede.
Hier der Beitrag zum Nachhören

Angela Prämassing und Giada Acquilino - Vatikanstadt

Am kommenden 15. Marz jährt sich der Ausbruch des Syrienkonfliktes bereits zum achten Mal, und immer noch ist kein Ende in Sicht. Syriens Wirtschaft ist gelähmt, die Menschen haben keine Arbeit und leiden Hunger. Dennoch zeigt sich Pater Ibrahim im Gespräch mit Vatican News voller Hoffnung: „Wir sind den fallenden Bomben entkommen, also können wir auch den Angriffen in Form von Hunger und Armut standhalten“.

Der Leiter der römisch-katholischen Pfarrei in Aleppo verteilt schon seit einigen Jahren monatlich Lebensmittelpakete an die Ärmsten – im letzten Jahr an 3.800 Familien. Sie erhalten Nahrungsmittel wie Zucker, Reis, Nudeln, Milchpulver und Schokolade, sowie einen Gutschein für Fleisch und Kaffee.

„Einst war ein Kanister hochwertigen Öls für die Familien hier im Mittelorient eine Selbstverständlichkeit. Jetzt ist er ein Traum geworden“, sagt Pater Ibrahim. Zur diesjährigen Fastenzeit erhält deshalb nun jede bedürftige Familie in Aleppo einen Kanister Olivenöl, dessen Wert hier fast einem ganzen Monatslohn entspricht. Die Aktion soll auch dazu beitragen, die landwirtschaftliche Produktion vor Ort zu fördern und die Bauern zu ermutigen, erläutert der Geistliche.

„Die Flügel von Aleppo sind zerbrochen“

Aleppo ist mittlerweile zu 70 Prozent zerstört. Früher stellte die Stadt 60 Prozent der syrischen Industrie – jetzt hat sie den Anschein eines kleinen Dorfes. Viele Dächer sind zerstört und müssten dringend repariert werden. Nach ihrer Beschädigung durch die Bombardierungen dringt Wasser in die Häuser ein, weswegen sie einzubrechen drohen. Einst zählte Aleppo viereinhalb Millionen Einwohner, heute beherbergt die Stadt kaum noch eineinhalb Millionen. Die Menschen sind in andere Städte und ins Ausland geflohen. „Wirtschaftlich betrachtet sind Aleppos Flügel zerbrochen,“ meint Pfarrer Ibrahim.

Angesichts der nach wie vor prekären Lage in Syrien zeigt sich der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, erschüttert. Er beklagt die komplette Entwurzelung der Syrer, von denen fast jeder zweite fliehen musste. Über 5,6 Millionen Menschen leben als Flüchtlinge in der Region, Millionen wurden ins Landesinnere evakuiert.

Drei Jobs zum Hungerlohn

Dramatisch sind auch die Lebensumstände der Familien, die in ihrer Heimat blieben: Selbst wenn sie drei verschiedenes Jobs nachgehen und sowohl am Tag als auch bei Nacht arbeiten, verdienen Eltern oft nicht einmal die Hälfte dessen, was sie für die Ernährung ihrer Familie bräuchten.

Besonders für die Kinder sind viele Hilfsangebote nötig. Immer wieder organisiert Pater Ibrahim Projekte für Windeln und Milch. Eltern von Kindern mit Missbildungen gibt er zusätzlich etwas Geld für ihren speziellen Bedarf. Nicht nur für Mitglieder der römisch-katholischen Gemeinde und die anderen Christen der Stadt will er da sein. Pater Ibrahim will allen helfen. Auch die Muslime sind seine „Geschwister“.

„Gemeinsam bekämpfen wir die Verzweiflung“

„Gemeinsam bekämpfen wir die Verzweiflung“, sagt uns Pater Ibrahim, dessen Arbeit man durch eine Spende an das Werk Pro Terra Sancta (ATS) unterstützen kann. Er werde jedenfalls nicht aufhören, durch sein Wirken „Zeuge der Liebe Jesu Christi“ zu sein.
 

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09. März 2019, 16:27