Ägypten: Digitalisierung erreicht das Katharinenkloster
In einem komplexen Prozess werden Rotlicht-, Grünlicht- und Baulicht-Aufnahmen erstellt und dann mithilfe digitaler Methoden überblendet, so dass Abbilder der Manuskripte von außerordentlicher Leuchtkraft entstehen, wie der Informationsdienst der Stiftung „Pro Oriente“ berichtet.
Ziel ist ein digitales Archiv der rund 4.500 Manuskripte der Klosterbibliothek des Katharinenklosters. 1.100 dieser Manuskripte sind auf altsyrisch oder arabisch verfasst, viele andere auf Griechisch oder Latein, aber auch in verschiedenen orientalischen Sprachen von Äthiopisch bis Mittelpersisch. Fachleute rechnen damit, dass die vor einigen Monaten begonnene Arbeit mehr als zehn Jahre dauern wird.
Schwierige Sicherheitslage beflügelt das Unternehmen
„Die Unwägbarkeiten unserer Zeit verlangen eine rasche Fertigstellung des Projekts der digitalen Erfassung der im Kloster aufbewahrten Handschriften“, wird Erzbischof Damianos zitiert, der die autonome orthodoxe Kirche des Sinai leitet und zugleich Abt des Katharinenklosters ist. Damit deutet er an, dass die schwierige Sicherheitslage auf dem Sinai, wo sich islamistische Gruppierungen eingenistet haben, die rasche Durchführung des aufwändigen Verfahrens beflügelt.
Das Katharinenkloster befindet sich zwar im Süden der Halbinsel, wo die Sicherheitslage besser ist als im Norden. Aber auch hier kam es im Jahr 2017 zu einem Überfall von IS-Terroristen auf einen Kontrollposten der ägyptischen Polizei. Dabei wurde ein Offizier getötet.
Hier werden einige der ältesten Evangelien-Handschriften aufbewahrt
Trägerorganisation ist die „Early Manuscripts Electronic Library“ (EMEL) in Zusammenarbeit mit dem Katharinenkloster und mit der Bibliothek der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA). Die UCLA-Bibliothek möchte ab Herbst 2019 die ersten digital erfassten Manuskripte ins Internet stellen.
Unter den Schätzen des Katharinenklosters sind einige der ältesten Evangelien-Handschriften, aber auch viele Hauptwerke der spätantik-frühchristlichen theologischen, philosophischen und historischen Literatur.
Kloster besitzt Schutzbrief Mohammeds
Das Katharinenkloster wurde zwischen 548 und 565 gegründet und ist eines der ältesten immer noch bewohnten Klöster des Christentums. Es liegt am Fuße des Berges Sinai (Mosesberg). Dort befand sich nach der Überlieferung der brennende Dornbusch, in dem Moses die Offenbarung Gottes zuteilwurde.
Es gibt einen Schutzbrief des Propheten Mohammed an das Kloster. In dem aus dem 7. Jahrhundert stammenden Schriftstück stellte Mohammed die Mönche - und darüber hinaus die Christen im allgemeinen - unter seinen Schutz. Als Motiv des Schutzbriefes bekundete Mohammed, dass er vor seiner Berufung zum Propheten im Kloster bei einem Aufenthalt gut behandelt worden sei. Das Kloster verfügt heute nur über eine Kopie des Briefes, das Original befindet sich in Istanbul.
(pro oriente – sk)
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