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„Migranten in Libyen fürchten um ihr Leben“

Rettet die Migranten, die in Libyen inmitten der Kämpfe festsitzen! Das sagt der eritreische Priester Mussie Zerai, Gründer der NGO „Habeshia“, die sich um Migranten kümmert, im Interview mit Vatican News.
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„Jedem ist klar, in welcher Lage sich die Flüchtlinge in Libyen befinden. Diese Lage hat sich jetzt mit den Kämpfen südöstlich von Tripolis noch weiter verschlimmert. In dieser Region liegt auch ein Lager, in dem sich etwa 700 Menschen aufhielten; Milizen sind in das Lager eingedrungen und haben wie die Verrückten um sich geschossen, dabei wurden etwa zwanzig Menschen verletzt. Sechs der Flüchtlinge, die in dem Lager lebten, kamen ums Leben.“

Zerai vermutet, dass es diese Nachricht war, die Papst Franziskus zu seinem Appell veranlasst hat. Der Papst hatte am Sonntag beim österlichen Mittagsgebet am Petersplatz auf die verzweifelte Lage aufmerksam gemacht, in der sich viele Afrikaner befinden, die eigentlich von Libyen aus über das Mittelmeer Europa erreichen wollten. Franziskus forderte humanitäre Korridore, um die Migranten aus den libyischen Lagern zu evakuieren.

„Migranten wollen ihre Haut retten“

„Eine Reihe von Lagern liegt direkt auf der Feuerlinie! Schon seit Tagen gibt es immer wieder Hilferufe von diesen Flüchtlingen, die um ihre Evakuierung bitten, die in Sicherheit gebracht werden wollen. Sie wollen vor allem ihre Haut retten, aber natürlich hoffen sie auch darauf, mit Hilfe des UNO-Flüchtlingshilfswerks über einen humanitären Korridor in ein Drittland gebracht zu werden.“

Nach einem solchen humanitären Korridor rufen außer dem Papst auch christliche Verbände aller Couleur in Italien. Tausende Migranten seien in den libyschen Lagern „Erpressung, Gewalt und Folter ausgesetzt“ – und jetzt durch die Kämpfe rund um den Vormarsch libyscher Milizen unter General Haftar auf die Hauptstadt in Lebensgefahr. Das schreiben der Verband evangelischer Kirchen in Italien und die katholische Gemeinschaft Sant’Egidio in einer gemeinsamen Erklärung. Sie erklären sich außerdem konkret dazu bereit, einige Betroffene aufzunehmen.

Keine Unterbringungszentren, sondern Lager

„Wie der Papst in seinem Appell gesagt hat, sind die Lebensbedingungen dieser Flüchtlinge, auch wenn man einmal vom kriegerischen Konflikt absieht, ausgesprochen schwer. Diese Orte, in denen Tausende von Menschen festgehalten werden, kann man eigentlich nicht mehr Unterbringungszentren nennen – das sind schon richtige Lager, in denen die Menschenwürde ununterbrochen mit Füßen getreten wird. Es gibt dort keine Gesundheitsversorgung, und seit Ausbruch der Kämpfe mangelt es auch an Nahrungsmitteln und an Wasser. Diese Flüchtlinge erleben Folter und Missbrauch, einige werden als Sklaven verkauft. Seit jetzt auch noch der Konflikt hinzukommt, haben sich die Dinge überstürzt.“

Humanitäre Korridore aus Flüchtlingslagern nach Italien hat es in den letzten Jahren, auf kirchliche Initiative hin, immer wieder gegeben – ausgerechnet das mittlerweile von Populisten regierte Italien ist dabei europäischer Vorreiter. Etwa 2.500 Menschen, vor allem aus Syrien, erreichten auf diese Weise in den letzten Jahren Europa. Aus Libyen hingegen konnten an diesem Montag 146 Migranten per Flugzeug nach Rom geholt werden: eine konzertierte Aktion Italiens, der offiziellen libyschen Regierung und des UNO-Flüchtlingshilfswerks.

2011 gab es große Evakuierungs-Aktionen

„Mit humanitären Korridoren könnten vor allem Frauen, Kinder und Kranke in Sicherheit gebracht werden. Man muss eigentlich nur das wiederholen, was man 2011 getan hat, als der Aufstand in Libyen losbrach. Damals hat man die Menschen nach Tunesien evakuiert, in Flüchtlingslager, die man an der Grenze zu Libyen eingerichtet hat. Von dort hat sie dann das UNO-Flüchtlingshilfswerk nach entsprechenden Abkommen mit aufnahmebereiten Ländern in sichere Drittländer gebracht. Dieselbe Operation könnte man auch heute durchführen! Das Entscheidende besteht darin, dass man diese Leute aus Libyen herausholt in ein Nachbarland. Dann kann man sich darum kümmern, Länder zu finden, die ihnen Schutz bieten.“

Der Priester und Menschenrechtler ruft die Europäische Union auf, mit den Ländern auf der anderen Seite des Mittelmeers über das Thema Migranten ins Gespräch zu kommen. Er denke natürlich an Tunesien, aber auch an Algerien und Ägypten. Es gehe um eine „politische und diplomatische Lösung“. „Und danach bräuchte man sichere Drittländer, die den Flüchtlingen, die jetzt noch in Libyen sind, Schutz bieten würden.“ Zerai spricht es nicht aus, aber er weiß natürlich genau, dass genau in diesem Punkt bei der Europäischen Union einiges im argen liegt.

(vatican news - sk)
 

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30. April 2019, 11:09