Polen: Kirche verliert Vertrauen wegen Vertuschung
Nur 20 Prozent der Umfrageteilnehmer hatten einen Rücktritt der Kirchenleitung noch ausdrücklich abgelehnt, die übrigen enthielten sich einer Aussage. Das Ergebnis veranschaulicht, welches Entsetzen der Kindesmissbrauch in der polnischen Kirche ausgelöst hat. Mehr als die Hälfte der 1.100 Befragten würden der Kirche nicht mehr vertrauen. 84 Prozent haben sich laut den Meinungsforschern von Pollster für die Aufklärung der Fälle seitens einer unabhängigen Kommission ausgesprochen.
Im Film begegnen sich Opfer und Täter
Die Umfrage wird im Zusammenhang mit dem vor etwas mehr als einer Woche via Youtube veröffentlichten Missbrauchs-Doku „Nur sag es niemandem“ (polnisch: „Tylko nie mów nikomu“) von Tomasz Sekielski gesehen. In einer anderen Befragung vom Institut Kantar gaben 45 Prozent der befragten Polen an, diese bereits ganz oder in Teilen gesehen zu haben. Darin gaben 60 Prozent der Befragten die Verantwortung für den Missbrauch der Kirche als Institution. Nur 34 Prozent von 1.000 Teilnehmern an der von verschiedenen Medien beauftragten Umfrage sahen die Schuld bei den einzelnen Tätern.
Der teilweise mit versteckter Kamera gedrehte, zweistündige Dokumentarfilm offenbarte, dass viele Täter nur in andere Gemeinden versetzt und Kinder vor ihnen nicht genügend geschützt wurden. Darin berichteten ferner Opfer von ihrem lebenslangen Leiden auch unter den Strukturen der Vertuschung in der polnischen Kirche. Inzwischen hat laut Medienberichten die Bischofskonferenz um Vergebung gebeten und Hilfe für die Opfer versprochen. Die polnische Regierung hat als Reaktion auf die Empörungswelle die Strafgesetzartikel zum sexuellen Missbrauch Minderjähriger drastisch verschärft.
(kap – fr)
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