Bischof Ignace Bessi Dogbo Bischof Ignace Bessi Dogbo 

Elfenbeinküste: „Angst vor einem neuen Krieg“

Die Bischöfe von Elfenbeinküste warnen vor einem heraufziehenden Konflikt. Angesichts der Wahlen, die nächstes Jahr stattfinden sollen, sei in der Bevölkerung „ein Klima der Angst“ zu spüren.

„Diese Angst hat mit ständig neuen Konflikten zwischen Angehörigen verschiedener Gruppen, mit dem Problem der Unsicherheit, mit Streit um Landbesitz und mit illegaler Ausbeutung von Goldminen zu tun.“ Das steht in einem Statement der Bischofskonferenz zum Ende ihrer Vollversammlung in Agboville.

„Die Kirche kennt sich mit Versöhnung aus, das ist ja eines unserer Sakramente“, erklärt uns Bischof Ignace Bessi Dogbo, Präsident der ivorischen Bischofskonferenz. „Sie bietet ihre Hilfe an. Als Vermittlerin könnte sie, sicher zusammen mit anderen, der Gesellschaft dabei helfen, den Weg der Versöhnung einzuschlagen, sich gegenseitig zuzuhören und sich auf die Wahrheit einzulassen.“

Zum Nachhören

Ein explosiver Mix

Zu dieser Wahrheit gehört der Dauerstreit um die ivorische Staatsbürgerschaft. Der Begriff der „Ivorité“ wird mittlerweile, anders als in den Jahren nach der Unabhängigkeit von 1960, ganz eng gefasst: Danach ist nur der ein echter Einheimischer, dessen beide Eltern die Staatsbürgerschaft haben.

Das schließt viele Menschen im Norden des Landes aus – und gab schon 2002 den Zündfunken für den Bürgerkrieg her, der erst 2007 mehr schlecht als recht wieder eingedämmt werden konnte. Nord gegen Süd, Eingewanderte gegen Einheimische, dazu der Streit um wertvolle Bodenschätze – das ist der explosive Mix, der zuletzt vor acht Jahren hochging.

„Erspart uns einen Krieg!“

„In ihrem Brief schreiben die Bischöfe immer wieder den Refrain: Erspart uns einen Krieg, vermeiden wir einen Krieg! Durch einen Dialog. Natürlich steht Meinung gegen Meinung, aber wir sind doch nicht dazu gezwungen, aufeinander zu schießen, nur weil wir nicht dasselbe denken! Es ist doch in unser aller Interesse, dass es in Elfenbeinküste nicht wieder brennt. Jeder sollte mal seine Eigeninteressen beiseiteschieben und ans Gemeinwohl denken.“

In ihrem Statement schlagen die Bischöfe einen beschwörenden Ton an: „Lasst uns die alten Dämonen des Hasses und der Spaltung austreiben!“ Dass gerade die heranrückenden Wahlen alte Ängste neu wecken, kommt nicht von ungefähr – schließlich nutzten in der Vergangenheit immer wieder Bewerber um das Amt des Staatspräsidenten das Konzept der „ivorité“, um einen Konkurrenten als eine Art Ausländer zu verunglimpfen. Mit Verve rufen die Bischöfe dazu auf, den Prozess der Entwaffnung fortzusetzen; es beunruhigt sie, dass immer noch so viele Waffen im Land zirkulieren.

Ohne Entwaffnung keine friedlichen Wahlen

„Die Spannung wächst, und damit auch die Angst der Menschen. Die Entwaffnung ist wichtig, um zu garantieren, dass die Wahlen in einem friedlichen Klima stattfinden. Solange es Waffen in der Nähe gibt, ist die Freiheit der Menschen schon eingeschränkt und kann es kaum glaubwürdige, gerechte Wahlen geben. Die Suche nach Frieden setzt die Entwaffnung voraus: Die Leute in den Dörfern sind doch nicht ruhig, solange sie wissen, dass es in den Wäldern in der Nähe Bewaffnete gibt. Wir brauchen wirklich einen demokratischen Dialog – einen Dialog der politischen Kräfte, der dann auch auf die Bevölkerung durchschlägt. Sonst könnte es bei den Wahlen zu einem Wiederaufflammen der Gewalt kommen…“

(vatican news – sk)
 

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25. Juni 2019, 11:42