Misereor zu Eritrea: Frustration nimmt zu
Mario Galgano – Vatikanstadt
Frustration und Gewaltbereitschaft nahmen zuletzt zu und könnten weiter eskalieren. Und das, nachdem der Friedensschluss mit Äthiopien vor gut einem Jahr international große Hoffnungen auf eine Verbesserung der Gesamtsituation aufkeimen ließ. Immer lauter wird der Ruf nach einer Nationalen Wahrheits- und Versöhnungskommission. Wir fragten Peter Meiwald, seines Zeichens Leiter der Afrika-Abteilung von Misereor, wie denn derzeit die Lage vor Ort aussieht. Er war zusammen mit Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon Anfang des Jahres zu Besuch in Eritrea.
„In aktueller Zeit nimmt die Repression wieder zu“, so Meiwald. 22 Gesundheitseinrichtungen der katholischen Kirche wurden von staatlichen Behörden geschlossen. „Das besorgt nicht nur uns, sondern auch die Kirche in Eritrea sehr, denn den Menschen vor Ort fehlen jetzt diese Krankenstationen. Es ist leider so, dass es nicht genügend staatliche Krankenhäuser gibt. Die kirchlichen Einrichtungen sind vielerorts die einzige Möglichkeit zur medizinischen Versorgung. Diese sind jetzt weggefallen, denn die Leiter mussten die Schlüssel abgeben“, sagt der Afrika-Experte von Misereor.
Es gehe nicht nur den Christen in Eritrea nicht gut, die gesamte Situation sei prekär, fügt Meiwald an.
„Es sind ja nicht nur die christlichen Institutionen, die angegriffen wurden. Vor rund zwei Jahren sind auch muslimische Schulen geschlossen worden. Da versuchte die Regierung durchzusetzen, dass Sozial- und Bildungseinrichtungen der Zuständigkeit des Staates überführt werden sollten. Das ist jetzt auch grundsätzlich so festgelegt worden. Aber leider müssen wir feststellen, dass diese Versorgungslage im Land eben durch den Staat nicht gewährleistet wird. Deswegen sind die kirchlichen und religiösen Einrichtungen ein ganz wichtiger Baustein in der sozialen Sicherung der Menschen in ihrem Land.“
Spekulationen über das "Warum"
Warum die Regierung gerade jetzt gegen katholische Einrichtungen eingreife, sei nicht ganz klar. Man könne nur darüber spekulieren, so Meiwald. Vielleicht habe es mit den Bemühungen um den Versöhnungsprozess zu tun. An Ostern hatten die Bischöfe konkrete Vorschläge zum Friedensschluss gemacht. Es ging um das friedliche Zusammenleben in Eritrea.
Die Kirche vor Ort und auch Misereor seien stark eingebunden, versichert Meiwald. „Die Kirche in Eritrea ist in einer sehr schwierigen Situation, denn sie ist klein. Aber die Menschen sind sehr religiös. Viele sind Orthodox oder Moslems, einige sind Katholisch, aber alle Menschen sind von einer tiefen Religiosität geprägt.“
Misereor könne derzeit wenig Einfluss auf die Regierung in Eritrea nehmen, vielmehr versuche das Hilfswerk international das Bewusstsein für die Lage in dem Land zu schärfen.
(vatican news)
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