Italien: Für Rettungsschiff kein Land in Sicht
Indessen hat die Besatzung fünf Übernachtungsgäste aufgenommen: Italienische Abgeordnete, darunter der frühere sozialdemokratische Verkehrsminister Graziano Delrio sowie Nicola Fratoianni, ehemals Chef der italienischen Linken. Während die Sea Watch 3 nach unerlaubter Einfahrt in Italiens Hoheitsgewässer weiter auf das Anlegen warten muss, habe ein weiteres kleineres Flüchtlingsboot mit 15 Personen ungehindert in den Hafen einfahren können, wie der italienische Sender Tgcom24 berichtet. Italienische Sicherheitskräfte wehrten am Donnerstag einen Anlegeversuch des Rettungsschiffes ab, sodass die vor zwei Wochen vor Libyen geborgenen Migranten vorerst unfreiwillige Statisten in dem Trauerspiel bleiben. Für die Kapitänin Carola Rackete könnte das Missachten des Einfahrverbots nun ernste juristische Konsequenzen haben. Sie wurde durch die italienische Finanzpolizei formell wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung angeklagt. Zusätzlich wird ihr laut italienischen Medien vom Freitag ein Verstoß gegen das Seefahrtsrecht vorgeworfen, weil sie die Aufforderung eines nationalen Kriegsschiffes, zu stoppen, missachtet habe.
Aktion der Menschlichkeit
Zu „Protagonisten einer Aktion der Menschlichkeit und Professionalität“ erklärte derweil die sizilianische Hafenstadt Palermo die Aktivisten der deutschen Rettungsorganisation Sea Watch und den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Bürgermeister Leoluca Orlando machte sie zu Ehrenbürgern und würdigte damit ihren „Akt der Liebe und des Muts, der Tag um Tag Menschenleben gerettet hat und rettet“, wie er begründete. Der ausgezeichnete Landesbischof äußerte sich daraufhin gerührt und dankbar und lobte seinerseits den Mafiagegner Orlando als „Kämpfer für Humanität, Recht und Ordnung“.
EKD überlegt, aktiv bei der Seenotrettung einzusteigen
Ebenfalls am Freitag gab die EKD gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur bekannt, dass sie im September über die mögliche Entsendung eines Rettungsschiffs ins Mittelmeer befinden wolle. Dann solle dem Rat der EKD ein Konzept vorgelegt werden, „in welcher Weise die EKD sich in einem von einem breiten Bündnis getragenen Verein daran beteiligen kann, ein neues Schiff auf den Weg zu bringen“, sagte ein EKD-Sprecher. Er fügte hinzu: „Dem Bündnis sollen sich Kirchen, Organisationen und Einzelpersonen anschließen können.“
(kna/vatican news – fr)
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