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Guatemala: „Wir wären zu einem verstopften Trichter geworden“

Aus dem zentralamerikanischen Land Guatemala reisen einerseits etliche Bürger Richtung Nordamerika aus, andererseits kommen vermehrt Menschen aus Südamerika und der Karibik in das Land. Wäre das Abkommen mit den USA nun umgesetzt worden, so hätte dies zu einer „Verstopfung“ geführt, mit der weder die Regierung noch Hilfsorganisationen hätten klar kommen können, betont Bischof Gonzalo de Villa y Vásquez, Vorsitzender der Bischofskonferenz Guatemalas.

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Mario Galgano und Griselda Mutual – Vatikanstadt

Eigentlich hatte die US-Regierung mit den politischen Herrschenden in Guatemala ein Abkommen abschließen wollen, um die Flüchtlinge in dem zentralamerikanischen Land zu behalten oder dorthin zurückzuschicken. Am Sonntag wurde dieses Abkommen vorläufig auf Eis gelegt. Die Bischöfe Guatemalas seien froh, dass die Vereinbarung über Asylanträge vorerst nicht zum Tragen komme. Aber man dürfe nicht das ohnehin schon ernste Problem der Migration in Guatemala vergessen, so Gonzalo de Villa y Vásquez, Vorsitzender der guatemaltekischen Bischofskonferenz in einem Interview mit Vatican News.

Zum Nachhören

„Es wäre ziemlich katastrophal gewesen, denn wenn wir schon unsere eigenen Bürger nicht behalten können, die migrieren wollen, wie hätten wir uns dann gleichzeitig um die Menschen aus dem Süden kümmern können?“, so Gonzalo de Villa y Vásquez. Das für Montag geplante Treffen zwischen den Präsidenten Donald Trump und Jimmy Morales wurde vertagt. Sie hätten über das Abkommen diskutieren wollen, um Guatemala zu einem so genannten „sicheren Drittstaat“ zu machen.

Ein Abkommen, das bedeutet hätte, dass Tausende von Mittelamerikanern, die in den USA Asyl beantragt hatten, nach Guatemala zurückkehren würden. Am vergangenen Samstag hatte die guatemaltekische Bischofskonferenz zu diesem Vorschlag Stellung genommen und ausdrücklich darum gebeten, von der Unterzeichnung von Abkommen abzusehen, da es unmöglich sei, die aus anderen Ländern stammende Migrantenbevölkerung aufzunehmen, da es bereits schwerwiegende interne Probleme in Guatemala gibt. Das Abkommen ist mit dem Dublin-Abkommen der EU vergleichbar.

Gonzalo de Villa y Vásquez bekräftigt seine Position im Interview mit uns und weist zunächst darauf hin, dass es eigentlich gar keine offiziellen Mitteilungen über das Abkommen in Guatemala gegeben habe. Gleichzeitig gibt er die schwierige Situation in Guatemala zu bedenken, die an sich schon viele Menschen zur Auswanderung treibt. Nach den neuesten Daten versuchen 250.000 Guatemalteken pro Jahr, die Grenze zu den Vereinigten Staaten zu überschreiten. Und, so der Bischof, wenn es bis vor drei Jahren vor allem junge Männer waren, die gegangen seien, so seien es mittlerweile vor allem Familien sowie Mütter mit kleinen Kindern, die das Land verließen. Das liege auch daran, dass es einfacher sei, als Minderjährige zu arbeiten oder Minderjährige mitzubringen. Es gebe Orte in Guatemala, an denen dies zu „einem echten Exodus von Familien und Kindern“ geführt habe, sagt Bischof de Villa, der auf den „Mangel an Alternativen“ hinweist. Man würde in den USA auch als Illegaler 15 bis 20 Dollar pro Stunde verdienen, also ganze 10 bis 15 mal mehr, als sie in Guatemala verdienen könnten.

Die drei Fronten für die Kandidaten

Auch die vielen Fällen von chronischer Unterernährung von Kindern gehören zu den Sorgen der Bischöfe Guatemalas. Es gäbe zwar nur wenige Fälle von akuter Unterernährung, aber viele Fälle von Kindern, die sich einzig von „Junk Food“ ernähren könnten. Nun stünden Wahlen an und in der Bevölkerung gebe es keine besondere Begeisterung für einen der beiden Kandidaten im zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen vom 11. August. Gleichzeitig finden auch Parlaments- und Kommunalwahlen statt.

Die Kandidatin der Partei der Nationalen Einheit, Sandra Torres, und der Kandidat der Vamos-Partei, Alejandro Gianmattei, stünden sich gegenüber. Aber - so der Vorsitzende der Bischofskonferenz – in Guatemala gebe es ein besonderes Phänomen bei den Parteien, die gegründet, aufgelöst und wieder neu gegründet werden. Das führe zu einer unübersichtlichen politischen Situation.

Nun gehe es bei den Wahlen um vorwiegend drei Themen, erläutert der Bischof, die die Kandidaten berücksichtigen müssten: Gerechtigkeit, weil es sehr hohe Straffreiheitsraten gebe, Armut, die nicht nur mit Programmen der Solidarität für die Ärmsten, sondern auch mit notwendigen „Entwicklungsstrategien“ bekämpft werden müsse, und dann eben das Problem der Migration. Die Migranten seien – so sagt er – „jetzt die Unterstützer des Landes“, weil mehr als 50 Prozent des Einkommens von Guatemalteken aus dem Ausland stammen. Es sei daher notwendig, „Beschäftigungsprogramme“ zu schaffen, damit die Migration nicht so massiv bleibe wie heute. Im Wesentlichen sei eine Erneuerung des politischen Systems erforderlich.

Evangelisierung, Hoffnung, Gegenwart

Im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stünden auch die Herausforderungen für die Kirche: zunächst die Evangelisierung in weiter wachsenden städtischen Gebieten, dann die Präsenz im öffentlichen Leben als „Leuchtturm“ in einem Land, in dem viele Bürgermeister „offensichtlich Narcos“ seien, und schließlich die Vermittlung von Wissen darum, wie man das oft fehlende Gefühl der Hoffnung weitertragen könne.

(vatican news)

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18. Juli 2019, 11:58