In einer griechisch-orthoodoxen Kirche in Damaskus In einer griechisch-orthoodoxen Kirche in Damaskus 

Syrien: Warum die christliche Präsenz wichtig ist

Acht Jahre dauert der Krieg in Syrien schon. Furchtbare Bilder aus Städten wie Homs oder Aleppo hat er produziert, und unglaublich viel Elend. Die Franziskaner-Kustodie des Heiligen Landes will den Syrern dabei helfen, aus dem Dauertrauma herauszufinden und an den Wiederaufbau zu denken.

„Unsere Mission bestand immer darin, bei den Leuten zu bleiben und das Leid mit ihnen zu erleben“, sagt uns der Franziskaner Bahjat Elia Karakach, Pfarrer in Damaskus.

„Natürlich geben wir vor allem geistliche Hilfe – ein bisschen Hoffnung und das Bewusstsein, dass man diesen schwierigen Moment auch als Christ leben kann, als eine Art Zeugnis. Aber natürlich helfen wir den Armen auch materiell, wo wir können. Viele kommen hier ja mit ihrem Gehalt nicht mehr bis zum Monatsende. Sicher ist unsere Präsenz ein Zeichen der Hoffnung für die Menschen, die hier leben.“

Sicherheitslage ist derzeit gut

Nun muss man es sich nicht so vorstellen, dass durch die syrische Hauptstadt ständig Panzer rollen oder der Bombenalarm heult. „Die Sicherheitslage ist im Augenblick ziemlich gut. Wir brauchen derzeit keine Angst vor Angriffen oder Terroranschlägen zu haben. Allerdings ist die Wirtschaftslage sehr schwierig, es herrscht Rezession, und wegen der Sanktionen gegen Syrien erwarten sich die Leute nicht viel Gutes von der Zukunft. Die Lage macht alle Menschen ein bisschen verzweifelt; wer kann, emigriert und hofft, draußen ein besseres Leben zu finden.“

Zum Nachhören

Pater Karakach hat nicht den Eindruck, dass Krieg und Hass den Christen in Syrien das Überleben vollends unmöglich gemacht haben. Er glaubt, dass sich, was die christliche Präsenz im Land betrifft, durchaus an alte Zeiten wiederanknüpfen lässt.

„Christliche Präsenz ist hochwertig“

„Die Christen sind auch weiterhin sehr präsent und aktiv in der Gesellschaft, etwa durch die Caritas-Dienste, oder durch die Haltung der Offenheit, des Dialogs mit allen. Aus meiner Sicht ist das eine sehr hochwertige Präsenz – auch wenn wir nur eine Minderheit sind.“

Mit den „Augen des Glaubens“ lässt sich auch der ausweglosen Lage in Damaskus doch noch ein gewisser „Sinn“ abringen, meint der Franziskaner. „Wenn man glaubt, kann man auch eine schwierige Lage als Zeugnis und als Mission durchleben. Das ist der Sinn unserer Präsenz hier als Christen, das ist es, was wir unserer Gemeinschaft zu vermitteln suchen. Man sollte das Leiden nicht nur nach irdischen Gesichtspunkten beurteilen, sondern im Leiden einen Sinn aufspüren – am Leiden Christi teilhaben um der Erlösung der Welt willen.“

„Der Dialog hier besteht nicht aus Theorien“

Hört sich fromm an – ist aber unter den konkreten Damaszener Umständen bestimmt nicht leicht zu leben. Was sagt ein Familienvater, der seinen Kindern kaum noch etwas zu essen auf den Tisch stellen kann, zu Pater Karakachs Überlegungen? Das werden wir bei diesem Interview nicht erfahren.

Der Franziskaner aus der Stadt, in der einst aus Saulus Paulus wurde, nennt aber noch einen wichtigen Daseinsgrund für die Christen in Syrien: den interreligiösen Dialog nämlich, das Miteinander mit der islamischen Mehrheitsgesellschaft.

„Der Dialog hier besteht nicht aus Theorien; es gibt nur selten mal ein offizielles Dialogtreffen, das ist eher eine Sache des Westens. Wir leben stattdessen jeden Tag zusammen. Wir stehen vor denselben Herausforderungen und denselben Schwierigkeiten. Auch freundschaftliche und Arbeitsbeziehungen haben alle den Aspekt des Dialogs – ohne Dialog lässt sich hier nicht leben. Christen sind hier wegen ihrer Offenheit und Toleranz anderen gegenüber bekannt…“

(vatican news – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

16. Juli 2019, 11:19