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Guinea-Bissau: Ein Radiosender für den Frieden

Katholische Radiosender auf der ganzen Welt strahlen Programme von Vatican News auf ihrer Welle aus. Darunter ist auch eines in Guinea-Bissau: Radio Sol Mansi in der Hauptstadt des kleinen westafrikanischen Landes bringt jeden Tag die portugiesischsprachigen Nachrichten aus dem Vatikan. Radio Sol Mansi ist aber nicht nur eine wichtige Informationsquelle für die Bevölkerung – sondern auch eine „Stimme für den Frieden“.

Johanna Mack - Bissau

„Zu Radio Sol Mansi, bitte“: Den katholischen Radiosender kennt in Bissau jeder Taxifahrer. Das Programm wird im ganzen Land ausgestrahlt – neben dem Hauptstudio in der Hauptstadt gibt es Antennen in den Städten Bafatá und Mansoa. Aktuell leitet der Journalist Casimir Jorge Cajugam das Radio gemeinsam mit der italienischen Schwester Alessandra Bonfanti. Casimir Cajugam erklärt, wie eng der Sender Sol Mansi mit der Geschichte Guinea-Bissaus verknüpft ist:

Radio Sol Mansi wurde 2001 gegründet, zwei Jahre nach einem politisch-militärischen Konflikt, der Guinea-Bissau für 11 Monate geplagt hat. Während dieses Konflikts verloren viele Menschen aus Guinea-Bissau, Guinea-Conakry und Senegal ihr Leben. Während dieses Konflikts benutzten die beteiligten Parteien das Radio als ein Instrument des Krieges. Das Militär besetzte private Radiostationen und die Soldaten, die dem damaligen Präsidenten Nino Vieira treu waren, übernahmen den staatlichen Radiosender (Radio Nacional). Über die Radios verbreiteten sie Propaganda und versuchten, die Bevölkerung zum Krieg zu mobilisieren. Am Ende gewann die Seite, die das Radio am stärksten genutzt hatte.

Zum Nachhören

Lebenserwartung auf 57 Jahren gestiegen

Auf dem aktuellen Human Development Index der Vereinten Nationen von 2017 liegt Guinea-Bissau auf Platz 177 von 189 Ländern.  Die Lebenserwartung ist von 52 Jahren in 2000 auf 57 gestiegen. Das Land verfügt über eine erstaunliche Biodiversität. Das einzige Exportgut sind jedoch Cashews. Am Ende des Bürgerkriegs 1999 wurde Präsident João Bernardo Vieira gestürzt. Seitdem erlebte Guinea-Bissau, das sich 1974 nach einem Unabhängigkeitskrieg von Portugal löste, eine lange Zeit politischer Instabilität. 2005 wurde Vieira erneut zum Präsidenten gewählt – und vier Jahre später in einem Militärputsch erschossen. Nach den letzten Wahlen im Januar 2019 wurde im Juli eine neue Regierung in Guinea-Bissau gebildet – mit 50% Frauenanteil. Seit dem Bürgerkrieg herrscht Frieden. Die UN-Peacebuilding Mission UNIOGBIS soll 2020 auslaufen.

Unsere Kollegen bei Radio Sol Mansi
Unsere Kollegen bei Radio Sol Mansi

Casimir Cajugam erinnert sich, dass die Bissau-Guineer während der Zeit des Konflikts förmlich am Radio „klebten“ – es war ihre Hauptinformationsquelle, und eins der wichtigsten Mittel der Kommunikation – viel mächtiger als Fernsehen, Zeitungen. Die Guineer nutzten das Radio in einer fast religiösen Form, so der Direktor.

Nach diesem Konflikt sah der Missionar Padre Davide, der rund 60 Kilometer entfernt von Bissau lebt, die Bedeutung des Radios während dieses politisch-militärischen Konfliktes, und er stellte sich die Frage: Wenn das Radio für Kriegspropaganda genutzt werden kann, warum gründen wir dann nicht ein Radio, dass Frieden bringt? Und so wurde das Radio Sol Mansi gegründet, mit dem Ziel, den Frieden zu fördern, die Guineer zu versöhnen und alle Arten von Ungerechtigkeit, Korruption und Menschenrechtsverletzungen zu bekämpfen, die Gleichberechtigung der Geschlechter und den interreligiösen Dialog zu fördern.

Das Team von Radio Sol Mansi spiegelt mit seiner Diversität dieses Anliegen wider. Bei dem katholischen Radio arbeiten Journalistinnen und Journalisten, die verschiedenen Religionen und Ethnien angehören. Seit Beginn bietet das Radio auch Muslimen, Evangelikalen und Anhängern von Pfingstkirchen die Chance, ihre Programme zu gestalten. Etwa 40 Prozent der Mitarbeiter sind aktuell Muslime. In Guinea-Bissau leben Muslime, Christen und Anhänger animistischer Religionen friedlich zusammen.

Stimme für Menschen mit Einschränkungen

Eine wichtige Stütze des Senders ist Ivone Gomes. Sie ist für die Buchhaltung zuständig und moderiert außerdem eine Zuhörersendung zum Thema Gesundheit. Wegen Kinderlähmung kann Ivone sich ohne Rollstuhl nur schwer fortbewegen. Im Radio erhebt sie ihre Stimme auch für Menschen mit ähnlichen Einschränkungen.

„Ich arbeite seit 2010 bei Radio Sol Mansi und es gefällt mir, hier als Finanzbeauftrage und Moderatorin zu arbeiten. Wie Sie sehen, bin ich körperlich eingeschränkt und ich freue mich, der Welt zu zeigen, dass Menschen mit Handicap trotzdem etwas tun können.  Ich mache meine Arbeit voller Liebe und Begeisterung, denn ich will den Leuten sagen, dass es möglich ist, dennoch gute Leistungen zu erbringen.“

90 Prozent der Inhalte, die Radio Sol Mansi ausstrahlt, sind Bildungs- oder Aufklärungsprogramme zu verschiedenen Themen. Dabei werde immer auch christliche Werte vermittelt:

„Wir haben die prophetische Mission, die vielen Probleme anzusprechen und die frohe Botschaft zu vermitteln. Unser Radio genießt ein hohes Vertrauen seiner Zuhörerschaft – es hat die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche. Die katholische Kirche ist eine der wenigen glaubwürdigen moralischen Autoritäten in Guinea-Bissau. Wir werden aber auch deshalb geschätzt, weil wir neutral sind und weil wir unsere journalistische Arbeit gewissenhaft und verantwortungsvoll ausüben.“

Übersetzungshilfe durch Fabiola Ortiz dos Santos.

(vatican news)

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26. August 2019, 13:55