Indien/Pakistan: Neue Spannungen wegen Kaschmir
Mario Galgano – Vatikanstadt
Es herrsche bereits Panik unter den Bewohnern des Kaschmirs, so P. Cervellera. Hintergrund ist ein Beschluss der indischen Regierung, die vergangene Woche beschlossen hatte, über 10.000 Soldaten in der umstrittenen Region zu stationieren. Der Kaschmir ist ein beliebter Urlaubsort und für Hindus ist der Berg Amarnath im Kaschmir als „Shivas Höhle“ bekannt. Etwa 20.000 Pilger wurden nun evakuiert. Die indische Armee wirft den pakistanischen Rivalen vor, am Sonntag einen Angriff versucht zu haben. Islamabad weist den Vorwurf zurück. Pater Cervellera sieht vor allem politische Hintergründe für die Eskalation:
„Es erfüllt sich ein Versprechen, das die hindunationalistische Regierungspartei BJP seit einiger Zeit gegeben hat, und zwar den Autonomie-Status des Kaschmirs zu beheben. Auf diese Weise wollen sie eine direkte Kontrolle über die Region einnehmen. Ein Anliegen der derzeitigen indischen Regierung ist es, den Kaschmir mit indischen Hindus zu bevölkern, und dazu wurde nun ein erster Schritt unternommen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Mehrheit der Bevölkerung im Kaschmir Muslime sind.“
Und diese würden indirekt von Pakistan unterstützt oder aus Pakistan werden jene Terroristen bedient, die in den vergangenen Monaten für Unruhe gesorgt haben. Die Region Kaschmir ist zwischen den beiden Atommächten Indien und Pakistan geteilt, wird aber bis heute von beiden Staaten beansprucht. In der Region kommt es immer wieder zu Spannungen und Gewalt und dies könnte nun noch schlimmer werden.
„Die Sorge ist groß, denn die Kaschmir-Region ist faktisch seit 1947 im Kriegszustand. Die muslimische Mehrheit ist einer indischen Regierung unterworfen, die zwar verfassungsrechtlich Religionsneutral sein soll, doch im jetzigen Fall ist sie es eben nicht. Der jüngste Status-Wechsel für Kaschmir wird also sicherlich die Gewaltspirale weiter drehen lassen.“
Indischer Sicherheitsrat einberufen
Derweil berief Indiens Premierminister Narendra Modi an diesem Montag eine Sitzung des indischen Sicherheitskabinetts ein. Wenige Stunden zuvor hatten die indischen Behörden Ausgangssperren in Kaschmirs Hauptstadt Srinagar und in umliegenden Gebieten verhängt. Internetdienste wurden blockiert, das Handynetz und das Festnetz abgeschaltet, berichten internationale Agenturen. Zudem wurden mehrere Regionalpolitiker unter Hausarrest gestellt.
Am Samstag hatte Indien Pilger und Touristen in Kaschmir aufgefordert, die Region angesichts von „Terrorgefahren“ durch von Pakistan unterstützte Gruppen „umgehend“ zu verlassen. Dies hatte zu fluchtartigen Szenen an Flughäfen und Bahnhöfen geführt. Am Sonntag erklärte die indische Armee, pakistanische Soldaten und Milizionäre hätten versucht, die Demarkationslinie in Kaschmir zu überqueren. Der Versuch sei abgewehrt, fünf bis sieben Angreifer seien getötet worden. Pakistan wies die Angaben zurück.
(vatican news/asianews/reuters)
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