Hongkong-Krise: Kein Ende in Sicht
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Inzwischen hat sich auch US-Präsident Donald Trump in die Debatte eingeschaltet. Sollte es zu Gewalt gegen die Demonstranten kommen, wäre es „sehr schwierig“, sich mit China auf ein Handelsabkommen zu verständigen, ließ er am Sonntag verlauten. Am Mittwoch hatte Trump noch getwittert, dass er darauf vertraue, Chinas Präsident Xi Jinping werde die Krise auf humane Art lösen. Um eine Eskalation zu verhindern, hatte er dem chinesischen Staatschef, den er als Schlüsselfigur in der Hongkong-Krise sieht, auch ein Treffen vorgeschlagen.
Die beiden Länder befinden sich in einem bitteren Handelskonflikt und bemühen sich um den Abschluss eines umfassenden Handelsabkommens .„Es wäre für mich viel schwieriger, ein Abkommen zu unterzeichnen, wenn er in Hongkong Gewalt anwenden würde“, sagte Trump mit Blick auf Präsident Xi Jinping.
Proteste nehmen weltweites Ausmaß an...
Inzwischen haben die Proteste ein weltweites Ausmaß angenommen. Während in Hongkong mehr als 1,7 Millionen Menschen friedlich gegen die geplanten Auslieferungen demonstrierten, gingen auch in Kanada, Australien und Großbritannien Tausende von Chinesen für die Freiheit in Hongkong auf die Straße. Im kanadischen Vancouver musste die Polizei einschreiten, als evangelische Gläubige, die sich zum Gebet für Hongkong versammelt hatten, von Pro-Peking-Demonstranten bedroht wurden. Auch in einer U-Bahn-Station kam es zur Konfrontation zwischen Pro-Peking und Pro-Hongkong-Demonstranten. Ähnliche Ausschreitungen wurden auch aus Calgary und Toronto gemeldet, wo eine große chinesische Gemeinschaft lebt.
Am Sonntag versammelten sich Hunderte von Menschen im australischen Sydney, um die Demokratie in Hongkong zu unterstützen. Der chinesische Botschafter in Australien, Cheng Jingye bekräftigte die offizielle Haltung der chinesischen Regierung, nach der „Hongkongs Angelegenheiten allein eine interne Angelegenheit Chinas“ seien. In London nahmen am Wochenende etwa tausend Menschen an zwei Pro-Hongkong-Demonstrationen teil. Zu ähnlichen Protesten war es am Sonntag auch in Paris gekommen.
Hintergrund
1997 wurde die ehemalige britische Kolonie Hongkong an die Volksrepublik China übergeben, unter Garantie einer Teilautonomie bis 2047 und gewisser politischer Freiheiten, wie einem eigenen, von Peking unabhängigen Rechtssystem. Ein rechtsstaatliches Hongkong also, in dem etwa Meinungs- und Pressefreiheit garantiert sind. Kritiker fürchten, dass das Abkommen den Behörden erlauben könnte, unbequeme Regimegegner nach Festlandchina auszuliefern. Besorgnis äußern auch vor Ort tätige internationale Unternehmen, Industrie- und Finanzgruppen, die fürchten, im Handelskrieg zwischen China und den Vereinigten Staaten zwischen die Fronten zu geraten.
(asianews/vatican news)
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