Simbabwe: Ein nationaler Dialog ist dringend notwendig
Christine Ringkamp – Vatikanstadt
Die Folgen der eklatanten Wirtschaftskrise sind ein Mangel an Lebensmitteln und Preise, die drastisch angestiegen sind. Ziel der Demonstranten war es, dagegen anzukämpfen und Aufmerksamkeit zu erregen. Die Auswirkungen seien aber nicht so groß gewesen wie erwartet, erklärt Désiré Nzisabira. Die Polizei habe die Demonstration sofort gewaltsam aufgelöst. Durch das brutale Vorgehen der Polizei und die darauffolgende mediale Berichterstattung habe die Versammlung national und international großes Interesse geweckt.
Weckruf der UN-Welternährungsorganisation
Das UN-Welternährungsprogramm reagierte schockiert auf die schwere Nahrungsmittelkrise, die aufgrund der kritischen Wirtschaftslage herrscht. „Die Welternährungsorganisation hat Alarm geschlagen und gesagt, dass es hier in Simbabwe bald eine Hungersnot geben wird, wahrscheinlich ca. 3,5 Millionen Menschen in Simbabwe von Hunger bedroht sind“, so Nzisabira. Mittlerweile versuche die Welternährungsorganisation, den Menschen Nahrungsmittel bereitzustellen. Die Regierung habe nicht genug Geld, um die Bevölkerung zu versorgen. „Daher glaube ich, dass es Menschen gibt, die hoffen, dass die Weltgemeinschaft schnell und besser reagiert, indem sie z.B. der Welternährungsorganisation mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, damit sie den Menschen hilft“, erläutert der Leiter der MISEREOR-Verbindungsstelle für das südliche Afrika.
Stellung der Kirche in der politischen Situation
Ökumenische Kirchenvertreter appellierten bereits über ihren Dachverband ZHOCD („Zimbabwe Heads of Christian Denominations“) an die Politiker des Landes, nach Lösungen zu suchen. Der Dachverband ist ein Zusammenschluss aller christlichen und anerkannten Kirchen in Simbabwe. „Sie haben sich zusammengetan und mehrmals an die Regierung appelliert, weil die Krise zu tief und zu eklatant ist, um sie den Politikern alleine zu überlassen. Diese haben mehrmals betont, dass ein nationaler Dialog stattfinden soll“, führt Nzisabira aus. Die Kirche habe eine „große und weitreichende Akzeptanz“ und könne bei der Bevölkerung etwas bewirken. Wo der Staat nicht mehr hinterherkommt, hilft die Kirche. Sie agiert unter anderem in den Bereichen Ernährung, Erziehung und Gesundheit.
Was den Kirchen außerdem zugutekomme, sei die Neutralität bei den politischen Auseinandersetzungen in Simbabwe. Wichtig sei ein nationaler Dialog zwischen den Konfliktparteien und allen Gesellschaftsakteuren, um das Land vor dem wirtschaftlichen Untergang zu bewahren. Nach Ansicht Nzisabiras könne die Kirche gut die Initiative ergreifen und Konfliktparteien und andere Gesellschaftsakteure, wie die Kirche oder Nichtregierungsorganisationen, zusammenbringen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Ein „ernsthafter“ Dialog ist dringend notwendig
Auch die internationale Gemeinschaft könne dazu beitragen, das Land im südlichen Afrika zu unterstützen. EU-Länder, vor allem die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien, könnten helfen. Sie sollten die Kirche in ihren Bemühungen unterstützen und auch den Menschen zur Seite stehen, die immer wieder von Katastrophen heimgesucht werden. Gleichzeitig sei es aber auch notwendig, der Regierung klarzumachen, dass sie die aktuelle Krise nicht alleine bewältigen kann. „Die anderen Nationen sollten den Menschen, die von Hunger bedroht sind, beistehen, gleichzeitig aber auch eine konkrete Strategie entwickeln, um die Akteure in Simbabwe an einem Tisch zusammenzubringen“, fordert Désiré Nzisabira. Die Weltkirche solle die Ortskirchen unterstützen, um einen nationalen und „ernsthaften“ Dialog zu ermöglichen. „Die Regierung behauptet, dass es einen nationalen Dialog gibt, aber es ist ein Dialog, der von der Regierung inszeniert worden ist. Man könnte sogar sagen, dass die Regierung zu sich selbst spricht.“ Das könne nicht ernstgenommen werden, und deshalb sei ein vernünftiger Austausch zwischen allen Beteiligten unvermeidbar.
(vaticannews)
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