Armenier in der Türkei wollen im Dezember neuen Patriarch wählen
Wie der römische Pressediensts Fides am Samstag berichtet, schlägt die zuständige kirchliche Kommission des Patriarchats den Zeitraum vom 7. bis 11. Dezember für die Endphase der Wahl vor. Dabei sollen zunächst am 7. Dezember die kirchlichen und tags darauf die zivilen Delegierten gewählt werden. Für den 11. Dezember ist dann die Entscheidung über den Nachfolger des nach jahrelanger Krankheit am 8. März verstorbenen Patriarchen Mesrob Mutafyan vorgesehen.
Man habe über die Istanbuler Provinzregierung beim Innenministerium den Antrag für eine Bestätigung des Wahltermins gestellt, teilte das Patriarchat mit. Es wird seit Anfang Juli von Erzbischof Sahag Mashalian als „Locum tenens“ (vorübergehenden Verwalter) geleitet. Gemäß eines türkischen Dekrets aus den 1960er Jahren müssen Kandidaten für die Wahl des armenischen Patriarchen in der Türkei geboren worden sein oder zumindest einen türkischen Vater haben.
Noch 1914 rund 1,5 Millionen Gläubige
Die in Istanbul erscheinende zweisprachige türkisch-armenische Zeitung „Agos“ veröffentlichte zuletzt eine Liste mit zwölf der potenziellen Kandidaten. Als Favoriten gelten Erzbischof Mashalian sowie Erzbischof Aram Atesyan, der während der jahrelangen Krankheit des verstorbenen Patriarchen Mesrob die Geschäfte des Patriarchats führte.
Die armenisch-apostolische Gemeinde in der Türkei umfasst rund 70.000 Gläubige, von denen rund 80 Prozent in Istanbul leben. Mesrob Mutafyan war der 84. armenisch-apostolische Patriarch von Konstantinopel. Das Patriarchat besteht seit dem 15. Jahrhundert. Noch 1914 stand der armenische Patriarch von Konstantinopel 55 armenisch-apostolischen Diözesen mit rund 1,5 Millionen Gläubigen vor. Während des Ersten Weltkrieges und des Genozids an den Armeniern Anfang des 20. Jahrhunderts war das Patriarchat von Konstantinopel vorübergehend aufgelöst.
Zwei Drittel der Gläubigen in der Diaspora
Außer in Konstantinopel gibt es ein armenisch-apostolisches Patriarchat auch in Jerusalem. Im armenischen Etschmiadzin und im kilikischen Sis - der Sitz musste nach dem Völkermord der Jahre 1915 bis 1923 in den Libanon verlegt werden - bestehen die beiden heute besonders angesehenen Katholikate, die auch für die weltweite Diaspora zuständig sind. Der oberste Katholikos-Patriarch aller Armenier ist der in Etschmiadzin residierende, derzeit Karekin II. Nersissian. Insgesamt gehören der armenisch-apostolischen Kirche rund sieben Millionen Gläubige an, von denen fast zwei Drittel in der weltweiten Diaspora leben.
(kap – sk)
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