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Dialog statt Gewalt in Bolivien Dialog statt Gewalt in Bolivien 

Boliviens Bischöfe: Dialog statt Gewalt

Es herrscht Chaos in La Paz: Evo Morales tritt als Präsident Boliviens zurück, doch die Unruhen gehen weiter. Die Bischofe haben zu Gewaltverzicht aufgerufen.

Morales kam somit einer Aufforderung von Militärchef William Kaliman nach. Dieser hatte Morales am Sonntag dazu aufgefordert mit dem Hinweis, dass so die Stabilität des Landes wiederhergestellt werden könne. Das Generalsekretariat der bolivianischen Bischofskonferenz brachte in einer verlesenen Mitteilung seine „Trauer, Schmerz und Empörung“ über die gewalttätigen Auseinandersetzungen dieser Tage zum Ausdruck. Zur Erinnerung: Der Rücktritt von Morales erfolgt nach wochenlangen Protesten im Land. Diese waren eine Reaktion auf offensichtliche Manipulationen des Regierungslagers bei der Präsidentschaftswahl vom 20. Oktober.

Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Aurelio Pesoa, bekundete seine Nähe und Solidarität gegenüber den Opfern der Gewalt:

„Wir bedauern zutiefst, dass dieser Konflikt zu den dramatischen Ereignissen geführt hat, die unser Land in die Knie zwingen. Gewalt führt nie zu echten und dauerhaften Lösungen - sie bringt nur Trauer und Tod.“

Zum Nachhören

Die katholische Kirche in Bolivien stünde für die Verteidigung des Lebens ein und verurteile „auf das Schärfste“ die Gewalt, „woher sie auch kommt“.

„Es ist dringend geboten, auf einen aufrichtigen und ehrlichen Dialog zu setzen, der der einzig verantwortungsvolle und effektive Weg zur Lösung unserer Probleme ist“, so der Generalsekretär der Bischofskonferenz. Er erinnere die Oppositionsparteien daran, „dass der beste Weg immer Gespräche sind“.

„Wir fordern die Bürgerkomitees auf, günstige Bedingungen für den Dialog zu schaffen, und die gesamte Bevölkerung, sich um das Geschenk des Lebens, das ein Geschenk Gottes ist, zu kümmern und ihre Ideen in Frieden und ohne Aggression zu manifestieren.“

„Bolivien braucht einen friedlichen und aufrichtigen Dialog“

„Bolivien braucht jetzt einen friedlichen und aufrichtigen Dialog“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Michael Heinz SVD, und schloss sich damit ausdrücklich dem Aufruf der bolivianischen Bischöfe an. Für den Adveniat-Hauptgeschäftsführer ist Evo Morales ein weiteres Beispiel für die mit der Zeit von der Macht korrumpierten Präsidenten Lateinamerikas.

„Seit seinem Amtsantritt 2006 hat sich das Leben sehr vieler Armer in Bolivien entscheidend verbessert. Insbesondere der indigenen Bevölkerungsmehrheit hat der ehemalige Gewerkschaftsführer aus dem Volk der Aymara ein bis dahin nicht gekanntes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl gegeben.“

Umso tragischer sei es, dass er – anstatt wie von der Verfassung vorgesehen – es versäumt habe, nach zwei Amtszeiten auf das Amt zu verzichten und eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger in seiner Partei dem ‚Movimiento al Socialismo‘ (MAS) aufzubauen.

„Er hat an der Macht geklebt. Auch er ist am Ende zu einem Caudillo geworden, wie die autoritären Populisten in Lateinamerika genannt werden“, erläutert Adveniat-Chef Pater Heinz. Diese Entwicklung sei in verschiedenen Ländern Lateinamerikas zu beobachten.

Die lateinamerikanischen Länder nicht nur als Rohstofflager sehen...

Von der deutschen Bundesregierung erwartet der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat mehr als die üblichen Durchhalteparolen und Aufrufe zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. „Deutschland und Europa müssen sich ernsthaft für die Länder Lateinamerikas interessieren, anstatt sie nur als Rohstofflager auszuplündern. Auch im Falle Boliviens fehlt es an einer strategischen Außenpolitik, die darauf abzielt, das Leben der vielen Armen nachhaltig zu verbessern. Hilfswerke wie Adveniat werden mit ihren Partnern vor Ort damit alleingelassen. Die Bundesregierung unterstützt vor allem Wirtschaftsunternehmen dabei, mit den Reichen der lateinamerikanischen Länder lukrative Verträge über die Ausbeutung von Bodenschätzen abzuschließen“, kritisiert Pater Heinz, der selbst zehn Jahre als Priester in Bolivien tätig war.

Keine weiteren Tote mehr

Es sollte keinen weiteren Tote mehr geben, so die Note der Bischofskonferenz. Noch am Sonntag hatte der Bischof von Potosi, Ricardo Centellas Guzman, in einem offenen Brief an Morales den Rücktritt des sozialistischen Staatschefs gefordert. Der Erzbischof von La Paz, Edmundo Abastoflor, rief seine Landsleute zu gegenseitigem Respekt auf. Man müsse einen Dialog führen und die Dinge friedlich bereinigen. „Suchen wir den Frieden, basierend auf Gerechtigkeit, Wahrheit, Respekt“, sagte Abastoflor.

Noch vor einer Woche hatte der bolivianische Kardinal Toribio Ticona dem konservativen Herausforderer Carlos Mesa vorgeworfen, für die Gewalt im Land verantwortlich zu sein, weil er unfundierte Vorwürfe gegen Morales erhebe. Er wich damit von der Linie der bolivianischen Kirche ab. Bolivien wird seit der Präsidentschaftswahl am 20. Oktober von heftigen Unruhen erschüttert. Die Wahl war vielfach beanstandet worden. Morales und sein Herausforderer Mesa lagen zunächst gleichauf bei der Auszählung. Nach einem Tag Unterbrechung wurden Morales zehn Prozentpunkte Vorsprung bescheinigt. Die Opposition wirft dem Präsidenten Wahlbetrug vor, Morales bestand bislang auf einem Sieg im ersten Durchgang. Vertreter von Zivilgesellschaft, Menschenrechtsorganisationen und der Kirche hatten von Hinweisen auf Wahlbetrug gesprochen, denen es nachzugehen gelte.

(vatican news/kna/adveniat – mg)

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11. November 2019, 11:13