Nicht nur Venedig: Heftige Überschwemmungen in Kamerun
Mario Galgano und Giada Aquilino – Vatikanstadt
Es regnet im Norden Kameruns, und zwar heftig. Die katholischen Hilfsorganisationen helfen so gut sie können. Das sagt uns Bruder Fabio Mussi, Koordinator der diözesanen Caritas von Yagoua im Norden Kameruns. Der italienische Laien-Missionar ist seit zehn Jahren in dem afrikanischen Land tätig.
„Der Boden ist nicht in der Lage, diese starken Regenfälle aufzunehmen, so dass es Überschwemmungen gab, die alle Gemeinden entlang des Flusses betrafen. Und auch der Tschadsee ist um zwei Meter gestiegen. Dabei wurden einige seiner Inseln und Randgebiete überflutet“, beschreibt Bruder Mussi den Ernst der Lage.
Dies ist der Fall in Blaram, wo „wir als Diözese von Yaogua eine Schule mit etwa 250 Schülern führen“, sagt der Pime-Missionar weiter. Es handele sich um Kinder von Fischern, die auf einem kleinen Vorgebirge leben. Lange Zeit sei ihre Ortschaft „das sicherste Gebiet“ gewesen, wo die Bevölkerung bei Überschwemmungen Zuflucht gefunden hatte.
„Jetzt steht das Wasser in der Schule 30 Zentimeter hoch. Die Kinder haben versucht, der Überschwemmung mit Sandsäcken Herr zu werden, damit sie weiter zum Unterricht gehen können“, erzählt er uns. Diejenigen, die „am Fluss leben, haben fast die ganze Ernte der landwirtschaftlichen Saison verloren“, und es sei für die Bauern zu spät, andere Landflächen anzubauen. Sogar „Brunnen und Wasserquellen, die sich auf Bodenhöhe befanden“, wurden überflutet, so dass 70 Prozent der Trinkwasserressourcen außer Betrieb seien, insbesondere in der Ortschaft KaiKai. Dort habe die Caritas mit Hilfe weiterer internationaler Organisationen Reparaturen, Bohrungen und die Verteilung von Medikamenten durchgeführt.
„Derzeit sind schätzungsweise 80.000 Menschen von diesen Überschwemmungen betroffen. Sie haben keine Unterkunft, Ernte und Trinkwasser mehr: Diese Menschen haben keine Toiletten und riskieren, mit gesundheitlichen Folgen, also haben wir mobile Dienste organisiert. Es besteht die Gefahr von Durchfall, Gastroenteritis und Malaria, die zu einer Choleraepidemie in einem benachbarten Gebiet beitragen könnten.“
Überschwemmungen hat Boko Haram gebremst
Er sei pessimistisch, falls sich die Lage in den kommenden Wochen noch verschärfen würde. Paradoxerweise hätten die Überschwemmungen aber die Aktionen der nigerianischen islamischen Extremisten von Boko Haram gebremst, deren jahrzehntelange Gewalt nach jüngsten UN-Daten mehr als 35.000 Opfer gefordert hat.
„Die Überschwemmungen verlangsamen die militärischen und kommerziellen Aktivitäten. Und das gilt auch für Boko Haram, auch wenn wir auf lokaler Ebene Informationen haben, dass es mehr oder weniger jede Woche zu kleineren Angriffen kommt. Die Milizionäre sind in der Lage, auch auf dem Rücken von Pferden oder Eseln in die überschwemmten Gebiete zu gelangen und mit ihren Angriffen zu demonstrieren, dass sie in dem Gebiet sehr wohl noch präsent sind.“
Zu diesem Notstand käme noch die Krise im englischsprachigen Raum, im Nordwesten und Südwesten hinzu, wo in mehr als zwei Jahren die Zusammenstöße zwischen der staatlichen Armee und den Separatisten 3.000 Tote und mehr als eine Million Vertriebene gefordert haben. Der Präsident von Kamerun, Paul Biya, sprach sich für einen Sonderstatus für den englischsprachigen Raum aus.
„Anfang September wurde ein nationaler Dialog eingeleitet. Der Präsident hat etwa 350 Gefangene und den Oppositionsführer freigelassen und von Regionen mit Sonderstatus gesprochen: Leider gibt es noch keine Details darüber, was bezeichnend ist“, fügt Bruder Mussi hinzu und unterstreicht seine Hoffnung auf einen echten und konkreten Dialog.
(vatican news)
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