Seminaristen in Rom spielen „Charley’s Tante“
Teresa Roelcke - Rom
Auf der Bühne des Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe, dem Priesterseminar der Jesuiten in Rom, tänzelt der junge Priester Maximilian Brandt und singt. Lange Haare, ausladende Oberweite und fliegende Röcke – er hat sich als Frau verkleidet. Brandt spielt die Hauptrolle im Adventstheater des Jesuitenkollegs.
Auf dem Programm steht die Komödie „Charley’s Tante“ von Brandon Thomas: Die beiden Studenten Charley und Jack im Oxford des 19. Jahrhunderts möchten ihre beiden Angebeteten Kitty und Amy einladen, um ihnen Heiratsanträge zu machen. Charley und Jack wissen allerdings, dass die beiden jungen Damen sich nur dann mit ihnen treffen werden, wenn noch eine Anstandsdame mit dabei ist. Und so verdonnern sie ihren Freund Babs, in die Rolle von Charleys Tante zu schlüpfen und ihnen so einige private Gespräche mit den jungen Frauen zu ermöglichen.
Ein ökumenisches Darstellerteam
Alle männlichen Rollen sind mit Priestern und Priesteramtsanwärtern aus dem Kolleg besetzt. Die Frauenrollen spielen protestantische Theologiestudentinnen des römischen Melanchton-Zentrums. Wie passt das zusammen: eine Komödie mit durchaus frivolen Witzchen, mit einem Transvestiten als Hauptrolle, und lauter Priesteramtsanwärter, die dieses Stück aufführen, sowie das Seminar als Gastgeber? Dazu Maximilian Brandt, Darsteller des Freundes, der sich als Charleys Tante ausgibt:
„Es geht ja nicht primär darum, Frauenkleider anzuziehen, sondern das Thema des Stückes ist Freundschaft. Was veranlasst dich eine Freundschaft zu tun? Wie weit gehst du da? Auch um Freunden zu helfen, aus der Patsche zu helfen. Das große Gut, das dahintersteht, ist die Liebe. Es ist die Liebe zwischen drei, am Schluss dann vier Pärchen, und es ist auch die Liebe, die sich in der Freundschaft wiederspiegelt, wenn man für den Freund auch alles tut und für ihn da ist.“
In diesem Sinne fügt sich die Handlung der Komödie also wohl doch frappierend gut in die Inhalte, die der Amateurschauspieler Maximilian Brandt in seinem normalen Leben als Priester unter die Menschen bringen möchte.
Wertvolle Ergänzung für das Ausbildungscurriculum
Und für das Ausbildungscurriculum zum Priester ist das Theaterspielen eine wertvolle Ergänzung. Das sieht jedenfalls Stefan Dartmann so, Rektor des Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum: „Aus der Sicht eines Rektors ist das ein Teil der Formatio, der Ausbildung. Denn man lernt dort Dinge, auf der menschlichen Ebene sich auszudrücken und auszuspielen, die einen auch in einen ganz anderen Kontakt mit dem eigenen Inneren und den eigenen Möglichkeiten bringt.“
Ist Schauspielern auch eine Fähigkeit, die ein Priester beherrschen muss? „Es ist ja ohne Zweifel, dass man auch Rollen hat. Das ist nicht auf eine Rolle reduziert, aber natürlich muss man auch in eine Rolle hineingehen. In der Liturgie ist der Priester eine Rolle."
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.